Der Blick in unseren Müll verrät es: 38 Prozent aller Lebensmittel, die wir wegwerfen, sind Obst und Gemüse. Sie machen den größten Anteil der privaten Lebensmittelverschwendung aus. Das zeigte eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung von 2017. Obst und Gemüse gehören, wie auch Brot, zu den Ultrafrischwaren – Waren, die relativ schnell verfallen oder zumindest weniger frisch aussehen.
Überangebot ist nicht gut
Die Grünen-Politikerin Renate Künast sieht deshalb auch im Überangebot von Obst und Gemüse einen Grund für Lebensmittelverschwendung. Denn wenn der Laden am Wochenende schließe, würden die Waren wegen ihrer Überreife bis Montag nicht mehr abverkauft werden. "Darum geht es: Dass sozusagen das, was eine Minute vor Ladenschluss nicht verkauft werden kann, nachher in der Mülltonne landet. Wir behandeln Nahrungsmittel wie Müll." Eben dann, wenn Obst und Gemüse immer wieder aufgefüllt werden – unabhängig von der Nachfrage, etwa am Abend.
Auch der Verbraucherschutz hat dieses Problem auf dem Schirm. Eigentlich seien Obst und Gemüse länger haltbar, solange es im Kühllager sei. Erst wenn es in die Auslage gelegt werde, nehme die Haltbarkeit ab, sagt Sonja Pannenbecker von der Verbraucherzentrale Bremen: "Sobald es in der offenen Auslage liegt, wird es angetatscht, dazu die Einwirkung von Licht und Sauerstoff, es ist wärmer – sodass Obst und Gemüse dort schneller verdirbt."
Verantwortung liegt auch bei den Verbrauchern
Die Verbraucherzentrale empfiehlt deshalb dem Lebensmitteleinzelhandel, Obst- und Gemüseauslagen nicht noch am späten Abend aufzufüllen beziehungsweise nur in kleinen, bedarfsgerechten Mengen. Eine Praxis, die in der Branche teilweise schon angewandt wird. Im Rahmen der nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung haben sich fast alle großen Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels auf diesen Punkt geeinigt – allerdings nur als eine freiwillige Maßnahme.
Dennoch wissen diese und andere Maßnahmen auch die Erzeuger zu schätzen. So erklärt Gerald Dohme, Mitglied der Geschäftsführung des Deutschen Bauernverbandes: "Wir wissen sehr wohl darum, dass der Lebensmitteleinzelhandel sehr bemüht ist, möglichst wenig Verlust zu erzeugen." Letztendlich sei das ja auch nicht wirtschaftlich. Und auch als Endverbraucher müsse man sich vergegenwärtigen, dass man Produkte bis abends 22 Uhr kaufen wolle.
Künast setzt auf digitale Maßnahmen
Nicht nur der Deutsche Bauernverband sieht daher auch die Verbraucher in der Pflicht, etwas gegen das Lebensmittelüberangebot zu tun. Auch beim Verbraucherschutz und der Grünen-Politikerin Künast klingt an, dass die Konsumenten ihr Verhalten mit ändern müssen. Doch wie soll das konkret aussehen? Nicht mehr abends einkaufen gehen? Und wenn doch, dann nur mit eher geringen Erwartungen an das Angebot?
Renate Künast von den Grünen will da lieber auf die Digitalisierung setzen: "Je mehr die Läden digital wissen, was die Kunden brauchen und kaufen und zu welchen Zeiten, können die das digital berechnen." Das ist keine Zukunftsmusik. In einigen Supermärkten wird das bereits genauso für die Backwaren angewandt. Hier helfen Algorithmen, die Nachfrage der Kunden und die noch zu backenden Brote vorherzusagen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 12. März 2021 | 06:00 Uhr
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