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iOS 14.5: Apple schränkt Tracking ein, verhindert es aber nicht - Golem.de - Golem.de

Ab sofort werden Nutzer unter iOS gefragt, ob eine App auf die Werbe-ID zugreifen darf. Das verhindert jedoch nur einen Teil des Trackings.

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Apple schränkt Tracking unter iOS ein.
Apple schränkt Tracking unter iOS ein. (Bild: Kiều Trường/Pixabay)

Mit der Veröffentlichung von iOS 14.5 löst Apple also sein lang angekündigtes Versprechen ein: Eine neue Datenschutzfunktion beschränkt das Tracking unter iOS. Es ist ein deutlicher Schritt, der für etwas weniger Überwachung der Smartphonenutzer sorgt, allerdings häufig überschätzt wird. Denn die umfangreiche Datenerhebung und Überwachung in den jeweiligen Apps beendet Apple damit nicht.

Die insbesondere von Datenschützern viel gelobte neue Datenschutzfunktion von Apple beschränkt den Zugriff auf die gerätespezifische Werbe-ID (IDFA, Identifier for Advertising) in iOS. Möchte ein Werbenetzwerk - beispielsweise Facebook oder Google - auf die Werbe-ID zugreifen, muss es nun per Pop-up um Erlaubnis fragen, und zwar in jeder App, von der aus das Werbenetzwerk auf die ID zugreifen möchte.

Was ändert sich ohne Werbe-ID?

Wenn der Zugriff auf die Werbe-ID verweigert wird, bedeutet das jedoch nicht, dass die App keine Daten mehr sammelt. Diese kann wie gewohnt jede Eingabe, jeden Fingertipp und jeden Wisch überwachen und die Nutzungsgewohnheiten und -zeiten ermitteln und an unzählige Werbenetzwerke und Trackingdienste übermitteln. So können die zehn Dating-Apps, die eine Studie im vergangenen Jahr analysierte, weiter die persönlichen Daten ihrer Nutzerschaft an 135 Trackingunternehmen senden.

Doch was ändert Apples hochgelobte Datenschutzfunktion dann überhaupt, wenn die Apps uns überwachen wie bisher? Ohne die Werbe-ID ist es für die Werbenetzwerke erheblich schwieriger, die in den verschiedenen Apps gesammelten Daten mit einer bestimmten Person in Verbindung zu bringen.

Nehmen wir einmal an, dir geht es nicht gut und du gibst deine Symptome in eine Gesundheitsapp ein, um herauszufinden was du hast. Die App schickt deine Symptome postwendend an Facebook. Ohne die Werbe-ID wüsste Facebook nun nur deine Symptome, aber nicht, wer du bist, weil du weder deinen Namen noch andere identifizierende Informationen in der Gesundheitsapp angegeben hast.

Doch die Trackingdienste von Facebook sind ja nicht nur in der Gesundheitsapp, sondern auch in deiner Dating-App, in der Facebook-App und in vielen, vielen anderen Apps auf deinem Smartphone, die alle die gleiche, gerätespezifische Werbe-ID abrufen. So kann Facebook all die unterschiedlichen gesammelten Daten unter einer Nummer zusammenfassen und kennt plötzlich dein Datingverhalten, deinen Gesundheitszustand, deine Interessen, deinen Namen, deine Adresse, deine Unterwäschengröße und was sonst noch so alles in den Apps an Informationen über dich hängenbleibt. Ohne die Werbe-ID ist das sehr viel komplizierter, aber mit Tricks immer noch möglich.

Ohne die Werbe-ID können die Trackingunternehmen also weiterhin Daten sammeln, sie aber nicht ohne weiteres über Apps hinweg zusammenführen. Entsprechend harsche Kritik kommt aus der Werbewirtschaft, allen voran von Facebook. Die deutsche Werbewirtschaft und Verlegerverbände haben gar eine Klage eingereicht. Die Möglichkeit, dass Nutzer einem Tracking zustimmen müssen, soll demnach "die jahrelange Symbiose aus App-Entwicklern, Werbungtreibenden und Werbevermittlern" gefährden.

Auch Apples Software-Chef Craig Federighi fand in der Vergangenheit deutliche Worte: Das aufdringliche Nachverfolgen der Nutzer-Aktivität komme letztlich nur dem "datenindustriellen Komplex" und großen Tech-Konzernen zugute. "Wir denken, dass invasives Tracking dem gesamten Ökosystem schadet, weil es das Vertrauen der Nutzer in die Systeme vermindert."

Mit Fingerabdruck und E-Mail-Adresse könnte weiter App-übergreifend getrackt werden

Allerdings arbeiten manche Unternehmen bereits an alternativen Trackingmethoden, auch wenn sie damit riskieren, aus Apples App Store geworfen zu werden. Eine solche Technik nennt sich Device Fingerprinting, also das Erheben unterschiedlicher Hard- und Software-Informationen jenseits der Werbe-ID, aus denen eine relativ individuelle ID pro Gerät - ein sogenannter Fingerabdruck - gebildet werden kann. Apple verbietet dies jedoch in seinen App-Store-Regeln.

Letztlich ähneln die Methoden dem Tracking auf Webseiten wie Cookies oder Browser-Fingerprinting. Je nach Ausgestaltung sind sie jedoch sehr schwer zu erkennen. Werden App-übergreifend Anmeldungen oder andere Daten erfasst, lassen sich die Daten beispielsweise aus einer Gesundheits-, Dating- und Social-Media-App über die gleiche E-Mail-Adresse zusammenführen und so lässt sich wieder ein sehr detailliertes Bild der Nutzer generieren.

Apples App Store informiert, alternative Androids verhindern Überwachung

Die beste Methode, der Überwachung in Apps aus dem Weg zu gehen, ist derzeit jedoch, nur Apps zu nutzen, die ihre Nutzerschaft nicht überwachen. Hier setzt Apple mit übersichtlichen Datenschutzinformationen zu jeder App im App Store an, die von den Entwicklern angegeben werden müssen. Über entsprechende Icons lässt sich eine schlechte Datenschutzpraxis auf einen Blick erkennen.

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In Googles Play Store gibt es Vergleichbares nicht, auch für den Zugriff auf die Werbe-ID unter Android gibt es keine Beschränkung. Allerdings soll Google an einem neuen Tracking-Konzept arbeiten, das an die Privacy Sandbox angelehnt sein könnte.

Wie eine solche Privacy Sandbox in Androids App-Ökosystem aussehen könnte, ist nicht bekannt. Ohnehin können datenschutzbewusste Nutzer auf Google-freie Android-Systeme wie GrapheneOS (Test), CalyxOS (Test) oder Lineage OS setzen. Da diese standardmäßig keine Apps und keinen Play Store enthalten, gibt es dort auch keine Werbe-ID.

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