Erinnert ihr euch noch? Apple hat vor ein paar Jahren angefangen, das iPad einen waschechten Computer-Ersatz zu nennen. Noch nie war der Hersteller an dieser Aussage so nah dran wie jetzt. Das iPad Pro bringt alle Voraussetzungen dafür mit. Ausgerechnet die Software verhindert aber, dass es sich eben doch nicht um einen Computer handelt.
Fassen wir erst einmal das Apple-Event im April zusammen: Das iPad Pro 2021 kommt mit einem Display, das auf die neue Mini-LED-Technologie setzt! Yeah! Und als Antrieb dient der M1-Chip der auch in den neuen iMacs und MacBooks zum Einsatz kommt! Noch mehr Yeah!
Gerade der Computer-Chipsatz im Tablet sorgte für viele Schlagzeilen. Eine große Überraschung die Apple gelungen sei – so titelten und kommentierten mehrere Tech-Journalisten die Enthüllung. Eine Überraschung war es dabei nicht wirklich. Wir Techies waren einfach nur zu doof, den Wink mit dem Zaunpfahl zu erkennen: Die neuen MacBooks mit M1-Chip sind dazu in der Lage, iPad-Apps direkt unter macOS zu öffnen. Ein Feature, das Apple groß angepriesen hatte – und das aufgrund fehlender Touch-Steuerung mäßig funktioniert.
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Die Power eines Laptops... in einem Tablet?!
Moment: Der neue Chip von Apple ist mit iPad-Apps kompatibel? Spätestens hier hätte irgendjemand aufschreien sollen "Da ist etwas im Busch!" – aber offenbar waren die Tech-Magazine zu sehr damit beschäftigt, die extrem hohe Performance des M1-Chips hervorzuheben. Eine Leistung, die nun auch das neue iPad Pro 2021 besitzt. Und was kann man damit machen? Mobile-Games spielen? Das wäre, als würdet ihr euch einen Lastwagen für den Wochenendeinkauf in einem Single-Haushalt zulegen. Also... Außer, ihr seid sehr, sehr hungrig.
So oder so: Der M1-Chip hat Appetit auf mehr. Für Mobile-Games ist er überdimensioniert, nicht aber für Computerspiele. Für Rendering, Videoschnitt und Konvertierungen ist er ebenso gut geeignet. Aber: Unter iPadOS gibt es Games wie "Shadow of the Tomb Raider" (was auf einem MacBook mit M1 bekanntlich sehr gut läuft) und ähnlich grafisch anspruchsvolle Titel nicht. Und wer (semi-)professionell Bilder oder Videos bearbeiten will, ist ohnehin besser mit einem MacBook beraten. Der Grund: macOS. Punkt.
Wieso macOS die bessere Wahl wäre
Hätte das iPad Pro macOS, wäre die Auswahl an Anwendungen, die eher für den M1 geschaffen sind, deutlich größer. Hätte das iPad Pro macOS, könntet ihr einfacher zwischen verschiedenen Anwendungen hin- und herspringen – iPadOS kann euch maximal zwei Apps gleichzeitig anzeigen. Und hätte das iPad Pro macOS, könntet ihr einige Apps mit einem deutlich größeren Funktionsumfang nutzen.
Klar: Die Entwickler könnten nun nachbessern und ihre beliebtesten macOS-Anwendungen für iPadOS nachlegen oder den Funktionsumfang erweitern. Auch Mobile-Games könnten in Sachen Grafikqualität zulegen. Und Apple selbst könnte das Multi-Tasking von iPadOS verbessern. Ein wilde Idee: Wie wäre es mit einer Desktop-Oberfläche für das Tablet? "Aber dann wäre iPadOS ja genau so wie macOS!", denkt ihr euch jetzt? Genau. Wäre es.
iPad Pro mit M1: Ein halbes Surface Pro
Mit dem iPad Pro 2021 inklusive M1-Chip hat Apple ein Tablet vorgestellt, an dem ihr Tastatur sowie Maus anklemmen könnt – um es wie einen Computer zu nutzen. Es ist auch so schnell wie ein MacBook. Und hat natürlich einen Touch-Screen. Im Grunde also der perfekte Apple-Konkurrent zur Surface-Pro-Reihe von Microsoft.
Nur das Betriebssystem macOS fehlt noch, dann hat Apple ein echtes Convertible im Angebot, das den vollen Computer-Funktionsumfang bietet. Und nebenbei würde der Traum vieler Nutzer in Erfüllung gehen, die sich schon seit Jahren ein MacBook mit Touch-Display wünschen. Bis dahin ist das iPad Pro mit M1 nur eine halbe Sache. Kein Computer-Killer. Also: Wirf iPadOS weg, Apple!
Zum Schluss noch ein Tipp: Ich gehe davon aus, dass Apple iPadOS und macOS spätestens in ein bis zwei Jahren zusammenführt und genau den (logischen) Schritt geht, den ich mir in diesem Artikel wünsche. Allein das Kontrollzentrum von Big Sur sieht so aus, als würde Apple insgeheim an Touch-Support für macOS arbeiten. Ja, so wird es kommen!
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