Wer neue MacBooks oder ein neues iPhone erwartet hatte, wurde enttäuscht, wer schon Apple-Kunde ist, nicht. In einer fast zwei Stunden dauernden Online-Keynote zeigte Apple am Montagabend, welche neuen Funktionen und Fähigkeiten iPhone, Macs, iPad und Apple Watches demnächst per Update erlernen werden.
Das alles umfassende Thema der Show war, dass Apples Geräte noch enger zusammenrücken. Etliche Funktionen, die für eines der Betriebssysteme vorgestellt wurden, entpuppten sich im Laufe des Abends als auf allen Geräten verfügbar, egal ob iPhone, iPad oder Mac. Ein naheliegendes Beispiel ist der Webbrowser Safari, der nicht nur ein neues, moderneres Design bekommt, sondern auch die Möglichkeit, Tabs zu Gruppe zusammenzufassen, die laut Apple "augenblicklich" auf allen Geräten eines Nutzers verfügbar sein sollen. Man kann also eine Surfsession, die man auf dem iPhone begonnen hat, auf dem iMac fortführen – oder umgekehrt.
Spannender aber ist eine Funktion die als Universal Control bezeichnet wird. Sie ermöglicht es, eine Tastatur und Maus mit mehreren Geräten zu benutzen, etwa die MacBook-Tastatur am iPad und iMac zugleich. In Kombination mit der Continuity-Technik, die es ermöglicht, Daten in Echtzeit zwischen Apple-Geräten transferieren zu lassen, könnte man damit in Zukunft quasi an mehreren Apple-Gadgets gleichzeitig an einem Projekt, etwa einem Video, arbeiten und dabei die spezifischen Fähigkeiten und Apps der jeweiligen Geräte nutzen. Abzuwarten bleibt, wie intuitiv sich diese Technik in der Praxis nutzen lässt.
iOS 15 und iPadOS 15 lernen, Text in Fotos zu lesen
Die meiste Zeit widmeten Apples Manager dem künftigen iPhone-Betriebssystem iOS 15, dessen Chat-Apps iMessage und FaceTime massive erweitert werden. So wird FaceTime es über eine Funktion namens SharePlay ermöglichen, gemeinsam Filme anzuschauen, Musik zu hören oder den Bildschirm zu teilen, um etwa zusammen in einer App Wohnungsangebote zu durchstöbern und dabei über das zu sprechen, was man gerade sieht und hört. Zudem soll es möglich werden, FaceTime-Chats zu planen und mit Kalendereinladungen dazu einzuladen. Das soll auch Windows-Nutzer einschließen, die den Videochats per Webbrowser zugeschaltet werden können.
Eher in den Bereich Wellness fällt die »Fokus«-Funktion von iOS 15. Sie ermöglicht es Nutzerinnen und Nutzern festzulegen, wann und wo sie welche Mitteilungen zu sehen bekommen wollen. So kann man etwa festlegen, dass man zu Hause keine Nachrichten angezeigt bekommen möchte oder die Software alles stumm schalten lassen, bevor man ins Bett geht.
Mit »Live Text« will Apple Informationen aus Fotos extrahieren, etwa, welche Pflanze man gerade fotografiert hat. Handschriftlicher Text soll von dem System direkt in Computertext übersetzt werden, Telefonnummern direkt aus einem Foto heraus wählbar sein, kündigt Apple an.
Und auch die Karten-App Apple Maps wird optisch aufgewertet, sie sieht nun teilweise aus wie ein sehr realistisches Städtebau-Spiel. Gezeigt wurde eine Funktion, die einen auf den rechten Weg zurück führen soll, wenn man sich verlaufen hat. Dazu werde es reichen, mit der Kamera in Apple Maps ein paar Gebäude abzuscannen. Einen praktischen Nutzen wird das vorerst aber nur für wenige haben, den diese Funktion ist nur für sechs US-Städte angekündigt.
Siri wird sehr privat
Zu den Datenschutzneuerungen von iOS 15 und iPadOS 15 gehört, dass die Spracherkennung von Siri damit komplett auf dem Gerät selbst laufen kann. Neben dem Aspekt, dass also keiner Sprachaufzeichnungen an Apples Server geschickt werden, soll das auch schneller sein als die Methode, die Spracherkennung in der Cloud zu erledigen. Voraussetzung dafür ist ein Gerät, in dem mindestens ein A12-Chip steckt, wie etwa im iPhone XS und iPad Air 3.
Wer mag, kann seine Sprachaufzeichnungen übrigens weiterhin, zur Verbesserung des Dienstes, mit Apple teilen. Das Unternehmen betont immer wieder, dass solche Daten nur streng anonymisiert verarbeitet werden. Viele Nutzer werden diese Option wohl nicht anwählen.
Mit einer Funktion, die Apple als »Private Relay« bezeichnet, will der Konzern seinen Nutzerinnen und Nutzern mehr Privatsphäre im Internet und die Möglichkeit verschaffen, anonym zu surfen. Ähnlich einem sogenannten VPN verschleiert das System den Ursprung des Aufrufs einer Internetseite, anonymisiert die User also. Laut Apple ist das System so ausgelegt, dass selbst Apple den Urheber nicht identifizieren kann. Anders als bei einem VPN-Dienst ermöglicht es das System aber nicht, einen anderen Aufenthaltsort vorzutäuschen, was viele VPN-User tun, um etwa amerikanische Streamingdienste nutzen zu können, die in ihrem Land nicht verfügbar sind.
Ein Feature namens »Hide my Email« soll zudem Wegwerf-E-Mail-Adressen erzeugen, mit denen man sich unerkannt bei Diensten anmelden kann. Genau wie »Private Relay« steht diese Funktion aber nur Kunden zur Verfügung, die ein kostenpflichtiges Speicherplatz-Abo für iCloud haben. Die Möglichkeit, sich anzeigen zu lassen, welche Apps auf Funktionen wie die Kamera, die Ortsdaten und Ähnliches zugreifen, steht hingegen allen Nutzerinnen und Nutzern als »App Privacy Report« zur Verfügung.
Besseres Multitasking mit iPadOS 15
Dass sich bei iPadOS etwas bewegen muss, war spätestens seit der Einführung des neuen iPad Pro klar. Apples Tablet ist in seiner jüngsten Inkarnation mit demselben M1-Prozessor bestückt, der auch im neuen MacBook Pro, dem MacBook Air und dem neuen iMac steckt und dort für hohe Leistung bei geringem Stromverbrauch sorgt. Doch um diese Leistung auch nutzbar zu machen, fehlt es iPadOS bisher vor allem an einer einfachen Möglichkeit, dessen Multitasking-Fähigkeiten zu nutzen.
Diese Fehlstelle soll iPadOS 15 mit einem neuen Multitasking-Menü schließen, das es ermöglicht, Apps per Fingertipp nebeneinanderzustellen, oder das Fenster eine zweiten oder dritten App über das oder die beiden der bereits laufenden zu legen.
Darüber hinaus wird iPadOS 15 mit Fähigkeiten ausgestattet, die man schon von den iPhones kennt. Etwa die Möglichkeit, Widgets, die etwa eine Wetterprognose oder neue Nachrichten anzeigen, auf dem Homescreen zu platzieren. Oder die Option, Apps automatisch in einer App-Mediathek organisieren zu lassen.
Eine Funktion, die am Ende wieder alle Geräte verbindet, war dagegen Teil der Präsentation des neuen macOS, dem Apple den Beinamen »Monterey« gegeben hat. Das nämlich ermöglicht künftig »AirPlay to Mac«, lässt iPhone- und iPad-Nutzerinnen und Nutzer also den Bildschirm von MacBooks und iMacs als Abspielfläche verwenden, um darauf Filme und Fotos von ihren Mobilgeräten anzuzeigen.
Wie immer, wenn Apple große Updates für seine Betriebssysteme ankündigt, sollen auch die am Montag vorgestellten neuen Softwareversionen »im Herbst« erscheinen. Spätestens dann wird es auch neue Gadgets geben, die für die Updates optimiert sind. Zahlende Entwickler hingegen können Vorabversionen ab sofort herunterladen. Öffentliche Betaversionen für jedermann hat Apple für Juli in Aussicht gestellt.
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