Trotz ihres niedrigen Preises verfügen die NAS-Modelle F2-210 und F2-422 von Terramaster über ein umfangreiches Betriebssystem.
NAS-Systeme haben zwei große Stärken: Über Netzwerke kann einfach auf große Datenmengen zugegriffen werden und es sind deutlich umfangreichere Anwendungen umsetzbar als mit in der Cloud gespeicherten Daten. Allerdings können die Einstiegspreise recht hoch ausfallen, weshalb die vergleichsweise günstigen Terramaster-Modelle F2-210 und F2-422 einen genaueren Blick wert sind.
In beiden Geräten kommt als Betriebssystem das herstellereigene und auf Linux basierende TOS 4.2.12 zum Einsatz, das zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten mit sich bringt. Hierbei spielt allerdings auch die Wahl des Modells eine Rolle. Das F2-210 ist zwar mit dem bis zu 1,4 GHz taktenden Vierkern-SoC Realtek RTD1296 gut ausgestattet. Der lediglich 1 GByte große Arbeitsspeicher könnte aber je nach Anwendungsfall etwas zu niedrig sein. Die Festplatten müssen außerdem separat erworben werden.
Neben zwei SATA-Steckplätzen komplettieren zwei USB-A-3.0-Anschlüsse und ein Gigabit-LAN-Port die Ausstattung des F2-210. Wird mehr Platz für Festplatten benötigt, sind die hier vorgestellten Modelle auch als F4-210 und F4-422 mit vier Einschüben sowie als F5-422 und F8-422 mit fünf beziehungsweise acht Einschüben erhältlich.
Das F2-422 ist mit einem Intel Celeron J3455 ausgestattet, dessen Basistakt bei 1,5 GHz liegt und kurzzeitig auf bis zu 2,3 GHz steigen kann. Hinzu kommt ein 4 GByte großer Arbeitsspeicher, der sich mit einem SO-DIMM-DDR3-Modul auf bis zu 8 GByte aufrüsten lässt. Die Anschlussausstattung ist mit zweimal USB-A-3.0, zwei Gigabit-LAN-Ports, einem 10-Gigabit-LAN-Port und einem HDMI-Anschluss zudem deutlich umfangreicher als beim F2-210.
Benötigtes Zubehör im Lieferumfang
Die Montage der Laufwerke ist hingegen bei beiden Modellen gleich. Die beiden Laufwerksschächte lassen sich werkzeuglos entnehmen und sind mit Öffnungen für die Verschraubung von 2,5 Zoll und 3,5 Zoll großen SATA-3-Laufwerken versehen. Letztere können zudem seitlich am Laufwerksschlitten mit einer gummierten und somit vibrationsärmeren Verschraubung gesichert werden.
Passende Schrauben, ein Kreuzschlitzschraubenzieher sowie weitere Pufferelemente und Aufkleber für die Beschriftung des NAS sind im Lieferumfang enthalten. Hinzu kommen in beiden Fällen noch ein 1,5 m langes LAN-Kabel und ein 40-Watt-Netzteil.
Der im F2-422 eingesetzte Intel Celeron J3455 erreicht beim Kopieren von Daten, dem Installieren von Anwendungen auf dem NAS und aktivem Stream über den integrierten Medienserver nur selten eine Auslastung von mehr als 10 Prozent. Auch der Arbeitsspeicher ist dabei mit circa 13 Prozent nur gering ausgelastet. Beim Kopieren von Daten begrenzt zudem der Gigabit-LAN-Port die Geschwindigkeit in unserem Test, bei dem ein 1,5 GByte großes 4K-Video mit maximal 996 MBit/s übertragen wurde.
Wird der 10-Gbit-LAN-Port verwendet, lassen sich entsprechend höhere Übertragungsraten erreichen. Hierbei würden aber die verwendeten HDDs die Geschwindigkeit begrenzen. In unserem Fall erreichen die beiden 4 TByte großen Toshiba-N300-Festplatten laut Herstellerangaben eine maximale Datenübertragungsgeschwindigkeit von 204 MByte/s und würden daher erst bei einem 2,5-Gigabit-LAN-Port am Router ihre Grenze erreichen. Mit SATA-3-SSDs kann die Grenze zudem noch auf bis zu 600 MByte/s verschoben werden.
Mit dem 10-Gbit-LAN-Port lassen sich daher weniger im reinen NAS-Betrieb, als vielmehr in den zahlreichen Anwendungen höhere Geschwindigkeiten erzielen. Hierzu gehören beispielsweise Cloudsync-Funktionen mit Google Drive, Onedrive, Dropbox und viele mehr.
Unter den installierbaren Apps finden sich auch Docker und Virtualbox sowie Java- und Python-Umgebungen. Auch als Host für eine eigene Webseite und als Medienserver sind die beiden NAS-Systeme von Terramaster geeignet, wobei auch 4K-Videos flüssig transkodiert werden. In Virtualbox-Umgebungen könnte der RAM aber schnell zu gering ausfallen.
HDMI-Anschluss enttäuscht
Sowohl die Einrichtung als auch die Installation weiterer Funktionen lassen sich bequem über die im Browser dargestellte Oberfläche des Betriebssystems durchführen. Umso schöner wäre es gewesen, wenn sich dieses auch über den HDMI-Port direkt auf einen Monitor projizieren ließe. Dieser gibt aber, im Gegensatz zum Qnap TS-253D, lediglich die Kommandozeilen des hinterlegten Linux-Systems aus und eignet sich daher nur für versierte Anwender.
Eingesetzte Massenspeicher lassen sich bei der Inbetriebnahme des F2-422 mit EXT4 oder BTRFS formatieren und als Single Disk, JBOD, RAID 0 und RAID 1 einrichten. Die Anzahl lokaler Gruppen sowie freigegebener Ordner ist auf 512 beschränkt und die Nutzeranzahl auf 2.048 begrenzt. Laut Hersteller können zudem maximal 500 gleichzeitige SAMBA-, AFP- oder FTP-Verbindungen hergestellt sowie maximal acht Synchronisierungsaufgaben gleichzeitig durchgeführt werden.
Beim F2-210 stehen ebenfalls nur Single Disk, JBOD, RAID 0 und RAID 1 zur Verfügung. Bei Modellen mit einer größeren Laufwerkszahl kommen noch RAID 5, RAID 6 und RAID 10 hinzu. Die maximale Verbindungszahl ist auf 100 und die möglichen Nutzer sowie freigegebenen Ordner sind auf 128 begrenzt.
Außerdem lassen sich lediglich zwei Synchronisationsaufgaben gleichzeitig durchführen. Trotz des geringen Arbeitsspeichers laufen aber auch das System, 4K-Streams und Virtualisierungsanwendungen flüssig; allerdings sollten nicht zu viele Aufgaben gleichzeitig durchgeführt werden.
Das Terramaster F2-210 mit Realtek RTD1296 und 1 GByte RAM ist ohne Festplatten bereits ab circa 160 Euro erhältlich. Für das Terramaster F2-422 mit Intel Celeron J3455 und 4 GByte RAM werden, ebenfalls ohne Massenspeicher, hingegen circa 360 Euro verlangt.
Viel NAS fürs Geld
Durch den geringen Preis und die dennoch umfangreichen Möglichkeiten des Betriebssystems bietet sich das Terramaster F2-210 für den Betrieb als NAS und Medienserver an. Die Beschränkung auf einen LAN-Port und die geringe RAID-Auswahl spielen hierbei keine große Rolle. Alle weiteren Funktionen des Betriebssystems lassen sich im Rahmen der Hardwaremöglichkeiten ausprobieren und problemlos nutzen, solange das System dabei, etwa durch eine hohe Anzahl gleichzeitiger Verbindungen, nicht zu stark beansprucht wird.
Für eine deutlich stärkere Auslastung bietet sich hingegen das Terramaster F2-422 an. Hier profitiert das System nicht nur von einem erweiterten Konfigurationsumfang und einer schnelleren CPU, auch der 4 GByte große Arbeitsspeicher erlaubt mehrere gleichzeitige Anwendungen.
Bei Bedarf lässt sich dieser zudem auf bis zu 8 GByte erweitern. Hierbei profitieren vom Massenspeicher unabhängige Anwendungen auch vom 10-Gbit-LAN-Port, der allerdings ein entsprechendes Netzwerk voraussetzt. Etwas unverständlich ist zudem, warum sich die über den Browser erreichbare Bedienoberfläche nicht auch via HDMI ausgeben lässt.
Am Ende sind beide Geräte im Alltag performant und für den privaten Einsatz ist das günstige F2-210 vollkommen ausreichend. Soll die Konfiguration aber etwas vielfältiger ausfallen und das NAS mehr Aufgaben als das Bereitstellen von Daten und eines Medienservers übernehmen, lohnt sich die Investition in das etwas teurere Terramaster F2-422.
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