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Obst- und Weinbau: Hochschule Geisenheim wird 150 Jahre alt - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die Geschichte beginnt im Jahr 1866 mit ein paar Kisten Obst und mit einem Brief. Gerichtet an den preußischen König mit der Bitte, in Geisenheim im Rheingau eine pomologische Hochschule mit Mustergärten gründen zu dürfen. Absender: der mit Waffenhandel reich gewordene leidenschaftliche Gärtner Eduard Lade. Die sorgsam ausgewählten Äpfel und Birnen müssen dem König gemundet haben, und kurz nach der Gründung des Deutschen Reiches schien die Zeit für eine Ausweitung des akademischen Angebots gekommen.

Lade bekam seinen Willen, und im Oktober 1872 begann für sechs „Eleven“ der Unterricht an der Königlich Preußischen Lehranstalt für Obst- und Weinbau. Auf die Erfolgsspur wurde die „pomologische Anstalt“ nach einem schleppenden Start aber erst in den Jahren nach 1879 durch ihren Direktor Rudolf Goethe gesetzt. Lade wurde für sein Engagement später in den Adelsstand erhoben und erster Ehrenbürger von Geisenheim. Heute zählt die Hochschule mehr als 1800 Studenten aus mehr als 50 Nationen in 18 Bachelor- und Masterstudiengängen.

Ihre wechselvolle Geschichte, die Kombination – und die zeitweise Trennung – von Forschung und Lehre und schließlich die Gründung der jüngsten Hochschule Hessens im Jahr 2013 prägten den Festakt zu 150 Jahren Lehr- und Forschungsstandort. Die Hochschulgründung war gewissermaßen vom Land Rheinland-Pfalz erzwungen worden, das sich im Jahr 2011 völlig überraschend aus der Finanzierung der Forschungsanstalt Geisenheim zurückgezogen hatte.

„Das war wie in einer Ruine“

Mehrere Optionen wurden danach diskutiert, ehe entschieden wurde, die traditionsreiche Forschungsanstalt mit dem Geisenheimer Standort der damaligen Fachhochschule Wiesbaden zu fusionieren. Seit 1971 waren Forschung und Lehre getrennt, obwohl die Wissenschaftler der Forschungsanstalt auch an der Hochschule unterrichteten. 41 Jahre später endete diese Trennung mit der Gründung einer Hochschule „neuen Typs“.

Als damaliger Wissenschaftsminister begleitete Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) die Anfangsjahre der Hochschule, zu der er „eine besondere Bindung verspürt“. Rhein bestätige auch die Anekdote, wonach er bei einem Espresso im Kaffeelabor der Getränketechnik überzeugt wurde, dass in Geisenheim kräftig investiert werden muss. „Das war wie in einer Ruine“, erinnert sich Rhein an die Kaffeepause. Es sei folgerichtig gewesen, Mittel aus dem Förderprogramm Heureka 2 nach Geisenheim zu lenken.

Von diesen Investitionen konnten sich die rund 200 Ehrengäste leicht überzeugen, denn ihr Weg zum Erbslöh-Hörsaal führte an zwei der vier gerade entstehenden Neubauten auf dem Campus vorbei. Rhein hatte bei seinem Besuch viel Lob im Gepäck dabei. Geisenheim stehe auf Augenhöhe mit seinen wissenschaftlichen Allianz-Partnern Bordeaux und Adelaide, sei global engagiert und anerkannt, sagte der Ministerpräsident. Die Hochschule sei ein „Werbeträger für Hessen“ und auf einem exzellenten Weg. Der neue Campus werde die Hochschule weiter stärken.

Lob von allen Seiten

Das sieht die Staatssekretärin im hessischen Wissenschaftsministerium, Ayse Azar (Die Grünen), nicht anders. Sie lobte die Hochschule als strategisch gut aufgestellt. Die Hochschule verfüge über ein attraktives Studienangebot und genieße national und international einen exzellenten Ruf. Mit einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitskonzept gehe die Hochschule konsequent und mutig voran. Sie stehe für 150 Jahren Spitzenforschung in Weinbau und Önologie. Als erste Hochschule deutschlandweit verknüpft sie „in ganz besonderer Qualität praxisorientierte Elemente mit der forschungsbasierten wissenschaftlichen Ausbildung“.

Der Geisenheimer Bürgermeister Christian Aßmann (parteilos) sprach von einem Aushängeschild für die Stadt. Landrat Frank Kilian (parteilos) lobt das Investitionsprogramm des Landes. Jeder in Geisenheim ausgegebene Euro „amortisiert sich mehrfach“, sagte Kilian. Die Hochschule sei zudem ein „elementarer Wirtschaftsfaktor in der Region“.

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