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Nasa: Das Hubble-Teleskop ist „erblindet“ - WELT

„Wir sind blind“, musste die Nasa vor einigen Tagen verkünden. Das Hubble-Weltraumteleskop hatte seinen Dienst versagt. Computerprobleme, hieß es. Der Grund war offenbar die Fehlfunktion einer Speicherplatine. Den Ingenieuren fällt in so einem Moment genau das ein, was auch irdischen Computernutzern meist hilft: Reboot tut immer gut.

Doch ein Neustart des Computers hat das Hubble nicht wieder sehend gemacht. Alle Anstrengungen, das System wieder zum Laufen zu bringen, waren bislang gescheitert. Die Gerätschaften des Teleskops verharren jetzt in einer Art Sicherheitsmodus.

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Hubble umkreist die Erde in 550 Kilometer Höhe mit einer Geschwindigkeit von 28.100 Stundenkilometern – bereits seit gut 30 Jahren. Entsprechend betagt ist die Technik. Das Nasa Standard Spacecraft Computer-1-System (NSSC-1) ist ein Rechner aus den 1980er-Jahren.

In einem Gemeinschaftsprojekt mit der European Space Agency (Esa) wurde das Teleskop am 24. April 1990 mit dem Space Shuttle Discovery ins All geschickt. Seither hat es häufiger technische Probleme gegeben, es wurde mehrmals von Nasa-Astronauten repariert. Doch seit Ende des Shuttle-Betriebs 2011 hat es kein Mensch mehr besucht.

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Visitors stand near a giant screen displaying the images of the Tianhe space station at an exhibition featuring the development of China's space exploration on the country's Space Day at China Science and Technology Museum in Beijing, China April 24, 2021. REUTERS/Tingshu Wang
„Tiangong 3“

Dabei hat die Menschheit ihm viel zu verdanken. In den vergangenen drei Jahrzehnten machte Hubble unzählige Aufnahmen von Galaxien, Sternen und Phänomenen, die unser Bild vom Universum geprägt haben. Eigentlich sollte das Hubble-Teleskop längst vom „James Webb Teleskop“ abgelöst werden. Doch das zehn Milliarden Dollar teure Projekt hat sich immer wieder verzögert. An einen Start vor Ende Oktober sei nicht zu denken, heißt es bei der Nasa.

Aber im Grunde gibt es auch auf der Erde genug zu tun. Viele alte Maschinen und Kraftwerke laufen noch mit betagter Technik. Erst vor zwei Jahren hat die US Air Force ein 40 Jahre altes Computersystem modernisiert, das die Atomstreitkräfte koordinierte. Das Strategic Automated Command and Control System (SACCS), über das beispielsweise Alarmmeldungen an Raketenbunker geschickt werden, lief auf einem IBM-Series/1-Computer, in dem noch Acht-Zoll-Floppy-Discs verwendet wurden. Dieses Modell wurde 1976 eingeführt. Das Militärportal „C4ISRnet“ zitierte einen Air-Force-Offizier, der das Alter des Computers sogar als Grund für seine Sicherheit ansieht: „Was keine IP-Adresse hat, kann auch nicht gehackt werden.“

Nicht jede betagte Technik lässt sich ersetzen

Doch es ist vor allem betagte Technik im Weltall, die die Erde – wie nun beim Hubble-Teleskop – immer wieder vor Herausforderungen stellt. So suchte die Nasa vor sechs Jahren Computerwissenschaftler, die Programmiersprachen wie Cobol, Fortran und Algol beherrschen, die zum Teil in den 50er-Jahren entstanden waren. Denn ihr letzter Ingenieur des Voyager-Projekts bereitete sich auf seinen Ruhestand vor.

Die Technik an Bord der Voyager 1 zu erneuern, ist leider nicht möglich, weil sie sich seit ihrem Start vor gut 40 Jahren inzwischen aus unserem Sonnensystem entfernt hat und in 23 Milliarden Kilometer Entfernung im interstellaren Raum weilt. Vor dreieinhalb Jahren ist es den Entwicklern gelungen, die Software so umzuschreiben, dass die alten Flugkorrekturdüsen nach 37 Jahren Tiefschlaf wieder gezündet werden konnten, um die Lage der Sonde zu korrigieren.

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Uranus (l.), der diffuse Röntgenfleck (m.) und die beiden Aufnahmen übereinandergelegt (r.)

Doch schon bald dürfte die Voyager 1 keinen Strom mehr haben und für immer verstummen. Dann dient sie nur noch einem einzigen Zweck: von Außerirdischen gefunden zu werden. An Bord befindet sich eine vergoldete Kupferplatte mit Musik von Ludwig van Beethoven. An die Möglichkeit, dass sich vor Ort gerade kein Plattenspieler auftreiben lässt, haben die Wissenschaftler auch gedacht – und der Platte einen Tonarm zum Abhören mitgegeben.

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