Samsungs Galaxy Watch 4 hat einen umfassenden Körpersensor - trotz Wear OS bleiben einige Funktionen aber Samsung-Smartphones vorbehalten.
Samsungs neue Smartwatch Galaxy Watch 4 soll Nutzern nicht nur bei Fitnessübungen helfen, sondern ihnen auch möglichst viele Informationen zum ihrem Körper liefern. Dafür haben die neuen Modelle den sogenannten Bio-Active-Sensor, der unter anderem die Skelettmuskulatur und den Wasseranteil des Körpers auswertet.
Interessant ist die Galaxy Watch 4 auch, da sie die erste Smartwatch mit dem neuen, von Google und Samsung gemeinsam entwickelten Wear OS ist. Im Test der Galaxy Watch 4 Classic mit drehbarer Lünette stellen wir fest, dass die Smartwatch immer noch durch und durch ein Samsung-Produkt ist.
Das uns vorliegende Modell der Galaxy Watch 4 Classic ist die Version mit 42 mm breitem Gehäuse in Schwarz. Die Uhr ist sehr gut verarbeitet: Das Metallgehäuse ist gebürstet und hat eine klassische Uhrenform. Am rechten Rand sind zwei Buttons, die drehbare Lünette ist ebenfalls aus Edelstahl. Das AMOLED-Display ist 1,2 Zoll groß, hochauflösend und lässt sich aus allen Positionen bestens ablesen.
Uhr wirkt dank ungünstig geschnittenem Armband größer
Das Classic-Modell gibt es wahlweise in 42 oder 46 mm, die Standardversion ohne Lünette in 40 oder 44 mm. Unser 42-mm-Modell trägt etwas größer auf, was am mitgelieferten Armband liegt. Dieses ist an den Anschlussstellen der Form der Uhr angepasst und lässt sich daher nicht nach unten klappen. Dadurch wirkt die Uhr beim Tragen länger als sie ist. Beim 42-mm-Modell ist das für uns gerade noch in Ordnung, die großen Versionen sehen dadurch aber auch auf breiten Handgelenken zu groß aus. Tauschen wir das Armband gegen ein anderes aus, sitzt die Uhr merklich besser.
Wir hatten durchaus damit gerechnet, die Uhr auch über Googles Wear-App für Android einrichten zu können. Dem ist allerdings nicht so: Um die Galaxy Watch 4 Classic einzurichten, benötigen wir Samsungs eigene Wear-App. Auf Samsung-Smartphones ist diese schon vorinstalliert, für Geräte anderer Hersteller müssen wir sie erst herunterladen. Um die neue Galaxy Watch ansprechen zu können, muss zudem noch ein Plugin speziell für die Uhr installiert werden.
Nach der Einrichtung erwartet uns die gewohnte Bedienung von Samsungs Smartwatches. Ein Wisch nach rechts zeigt die Benachrichtigungen des Smartphones, ein Wisch nach links die verschiedenen Widgets. Alternativ können wir diese beiden Wischbewegungen auch durch Drehungen der Lünette ersetzen, was wir auch bei Samsungs jüngster Uhr sehr komfortabel finden.
Ein Wisch nach unten öffnet die Schnelleinstellungen, ein Wisch nach oben die Übersicht über die installierten Apps. Diese sind bei der neuen Uhr als kleine Icons in einer dreispaltigen Übersicht angeordnet und lassen sich durchscrollen - entweder über den Touchscreen oder mit Hilfe der Lünette. Alles in allem sieht das sehr nach Samsung aus, was der Hersteller auch angekündigt hatte: Die Benutzeroberfläche stammt von Samsung und wird auf neuen Wear-Smartwatches anderer Hersteller deutlich anders aussehen.
Die Systemgeschwindigkeit ist sehr gut - und wesentlich besser als alles, was wir bisher von Wear-Smartwatches kennen. Zum Einsatz kommt der erste 5-nm-Chip für Smartwatches, Samsungs eigener Exynos W920 mit 1,18 GHz. Verglichen mit früheren Samsung-Uhren merken wir keinen großen Unterschied. Das liegt aber auch schlichtweg daran, dass die Stärke von Samsungs bisherigen Smartwatches mit Tizen-System eben die Geschwindigkeit war; dafür hatte das Betriebssystem eine eher spärliche Auswahl an verfügbaren Apps.
Mit der Zusammenarbeit zwischen Samsung und Google haben sich die besten Eigenschaften der beiden Systeme vereint: Die Galaxy Watch 4 Classic läuft äußerst flüssig und flott, dazu gibt es den Play Store mit einer guten Auswahl an Apps für Smartwatches. Auch Watchfaces lassen sich einfach über den Play Store installieren - die Wear-OS-Ziffernblätter sind auch mit der Galaxy Watch 4 Classic kompatibel.
Nicht nur vom Design ist die Galaxy Watch 4 Classic aber klar eine Samsung-Smartwatch: Auf der Uhr sind weder Google Pay noch Google Fit oder andere Google-Apps vorinstalliert. Etwas mehr Kooperation mit dem Entwicklungspartner hatten wir zugegebenermaßen erhofft. Im Alltag zeigt uns die Uhr zuverlässig Benachrichtigungen des Smartphones an - hier merken wir kaum einen Unterschied zum bisherigen Wear OS, was ein sehr gutes Benachrichtigungssystem hatte. Für Sportler interessant dürfte der Bio-Active-Sensor sein, der eine Reihe von zusätzlichen Gesundheitswerten erfasst.
Zahlreiche Körpermerkmale werden gemessen
Neben dem Pulsschlag kann die Galaxy Watch 4 Classic die Skelettmuskelmasse, die Fettmasse, den Körperfettanteil und den Körperwasseranteil anzeigen. Außerdem können wir den Blutdruck messen und ein EKG anfertigen lassen. Die Details der Körpermessung lassen sich in der Health-App auf dem Smartphone ablesen. Dort werden uns auch Trainingseinheiten äußerst detailliert dargelegt - weitaus umfangreicher als etwa bei Google Fit. Insgesamt 90 Workout-Programme kann die Uhr erfassen.
Die Werte können helfen, bestimmte Ziele besser im Blick zu haben. Um die Körpermessung durchzuführen, müssen wir unseren Mittelfinger auf den oberen Button und den Ringfinger auf den unteren Button legen, während die Uhr getragen wird - die Messung ähnelt der des EKG. Bei diesem müssen wir allerdings lediglich einen Finger auf den oberen Knopf legen.
Am EKG und der Blutdruckmessung merken wir auch, dass es sich bei der Galaxy Watch 4 Classic primär um eine Samsung-Smartwatch handelt, und nicht um eine Wear-OS-Uhr. Wer kein Galaxy-Smartphone besitzt, kann sich die für die beiden Funktionen notwendige App nicht offiziell herunterladen. Wer Samsungs neue Uhr mit einem anderen Android-Smartphone verwendet, kann die beiden Funktionen also schlichtweg nicht nutzen. Samsung Health hingegen steht für alle Android-Smartphones zur Verfügung - das EKG erfordert allerdings zusätzlich noch die App Health Monitor, der nur über den Galaxy-Store herunterladbar ist.
Das ist zu verschmerzen, da das EKG für die Fitnessaufzeichnung eigentlich nicht notwendig ist. Wer sich die Galaxy Watch 4 Classic holt, um seine Fitness zu tracken, kommt auch sehr gut ohne EKG und Blutdruckmessung aus. Die restlichen umfassenden Gesundheitswerte lassen sich auch erfassen, wenn ein Smartphone verwendet wird, das nicht von Samsung stammt.
iPhone-Nutzer können die neuen Galaxy Watches nicht verwenden
Trotzdem finden wir es auch angesichts des Preises nicht gut, dass Samsung bestimmte Funktionen weiterhin an seine eigenen Smartphones bindet - zumal man sich damit möglicherweise manchen Kunden vergrault. Nutzer eines iPhones sind bei den neuen Galaxy-Smartwatches übrigens komplett außen vor: Die Galaxy Watch 4 unterstützt keine iOS-Geräte mehr, anders als die bisherigen Modelle.
Samsung bewirbt die Galaxy Watch 4 Classic auch als Tracking-Gerät für Wassersport. Laut Gehäuse ist die Uhr bis 5 ATM und nach IP68 wasserdicht; tiefer als eine Armlänge würden wir mit der Galaxy Watch 4 Classic längerfristig entsprechend nicht tauchen. Die IP-Zertifizierung gilt zudem nur für Süßwasser. Samsung selbst weist im Kleingedruckten darauf hin, dass mit der Uhr nicht ins Wasser gesprungen werden und keine Wasseraktivitäten mit hoher Geschwindigkeit durchgeführt werden sollten.
Der Akku hat eine Nennladung von 247 mAh, die Laufzeit gibt Samsung mit 40 Stunden an. Bei durchschnittlicher Nutzung kommen wir auf einen vergleichbaren Wert. Tracken wir sportliche Aktivitäten, sinkt die Laufzeit wegen der GPS-Nutzung deutlich schneller. Aufgeladen wird die Galaxy Watch 4 Classic über einen drahtlosen Ladeadapter, der magnetisch an der Uhr hält. Wir können die Uhr auch auf anderen drahtlosen Ladematten aufladen, oder auch mit einem Galaxy S21.
Die Galaxy Watch 4 Classic in 42 mm Größe kostet bei Samsung 370 Euro. Das Modell mit 46 mm Durchmesser ist für 400 Euro zu haben. Mit LTE-Modem kosten die beiden Modelle jeweils 420 und 450 Euro.
Fazit
Die Galaxy Watch 4 Classic ist eine gutaussehende Smartwatch, die sich sehr gut für Sporttracking eignet, aber eher aussieht wie eine klassische Uhr. Der Bioactive-Sensor kann eine Reihe von Merkmalen erfassen, die zusammen mit der umfangreichen Workout-Analyse helfen können, persönliche Ziele zu erreichen.
Das neue Wear OS bringt verglichen mit der Galaxy Watch 3 beim neuen Modell keine merkbaren Geschwindigkeitsvorteile - was schlichtweg daran liegt, dass auch die Samsung-Smartwatches der letzten Jahre immer flott reagiert haben.
Für Samsung bringt Wear OS vor allem den Vorteil der besseren App-Auswahl: Bislang war Samsungs Tizen-System Wear OS in puncto Geschwindigkeit zwar überlegen, hatte aber eine eher bescheidene Auswahl an Apps. Das ist bei der Galaxy Watch 4 Classic dank Wear OS 3 anders: Wir können auf einen reichhaltigen Katalog an Apps und Watchfaces zugreifen.
Von der Bedienung her müssen sich Nutzer älterer Samsung-Smartwatches nicht umgewöhnen: Die Benutzeroberfläche entspricht weitgehend der bisheriger Tizen-Modelle. Die Galaxy Watch 4 Classic bleibt diesbezüglich ganz klar eine Samsung-Smartwatch.
Leider hat Samsung beschlossen, bestimmte Funktionen ausschließlich Nutzern der eigenen Smartphones zur Verfügung zu stellen. Diesbezüglich haben viele Kunden keinen Vorteil davon, dass die Uhr ein mit Google zusammen entwickeltes Betriebssystem verwendet: Das EKG und die Blutdruckmessung gibt es nur für Samsung-Nutzer, nicht für Besitzer anderer Android-Smartphones. Auch nicht überzeugt sind wir vom Armband, besonders von dessen Befestigung an der Uhr.
Insgesamt betrachtet ist die Galaxy Watch 4 Classic aber eine sehr leistungsfähige Smartwatch, die sich gut bedienen lässt und die besonders - aber nicht nur - für aktive Nutzer eine Menge bietet. Wer den klassischen Look nicht mag, kann auch zur preiswerteren Standardversion der Smartwatch greifen - die sieht sportlicher aus und ist günstiger, hat aber keine drehbare Lünette.
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