Smarte Lampen sind eine tolle Sache – finde ich. Ich kann sie so einstellen, dass mich das Licht in der Küche morgens nicht blendet, aber abends beim Kochen die Arbeitsplatte gut ausleuchtet. Die Deckenlampe im Wohnzimmer produziert am Abend ein wärmeres Licht als tagsüber, und wenn ich ins Obergeschoss gehe, schaltet ein Bewegungsmelder die Lampen im Hausflur automatisch ein und kurz darauf auch wieder aus.
Zumindest solange niemand den Lichtschalter gedrückt hat. Denn das größte Problem smarter Lampen sind dumme Lichtschalter. Sobald eine smarte Lampe an einen solchen Schalter angeschlossen ist, verdummt auch sie. Denn wenn man einen solchen Schalter drückt, um eine Lampe auszuschalten, bekommt sie keinen Strom mehr.
Bei herkömmlichen Leuchtmitteln ist das so gewollt: Sie können nicht anders, brauchen einfach dieses explizite Ein und Aus eines Schalters, der sie vom Stromnetz trennt oder damit verbindet. Smarte Lampen hingegen brauchen immer Strom, wenn auch nur ein kleines bisschen. Nur so sind sie übers Netz ständig erreichbar, können vom Handy oder von im Haus verteilten Sensoren gesteuert werden. Nur so können sie automatisch zu bestimmten Zeiten an- und ausgehen oder auf Ereignisse reagieren. Bei mir zu Hause zeigt eine Lampe mit einem lilafarbenen Blinken an, wenn das Badezimmerfenster schon sei zehn Minuten offen steht.
Das liegt im Karton: Das Modul, ein Klemmbock und zwei Kabel zum Anschluss von Schaltern
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELBlöderweise lässt sich dieses Problem mit einfachen Mitteln kaum bekämpfen. Solange Lichtschalter in der Wand stecken, werden wir auch darauf drücken – so sind wir konditioniert. Bliebe die Möglichkeit, die Lichtschalter zu entfernen, alle Lampen direkt an den Strom anzuschließen und überall in der Wohnung vernetzte Lichtschalter an die Wände zu kleben. Ein Plan, der vor allem in Mietwohnungen schwer umsetzbar wäre. Schließlich müsste man alle Änderungen beim Auszug wieder rückgängig machen.
Philips hat nun ein kleines Gerät auf den Markt gebracht, das diese Probleme lösen soll, indem es aus schlichten Standardlichtschaltern schlaue Smartswitches macht: das Hue-Wandschaltermodul. Der entscheidende Trick dabei: Der alte Lichtschalter wird vollständig vom Stromnetz getrennt, die Kabel stattdessen in einen sogenannten Klemmbock eingesteckt, sodass die Lampe am anderen Ende der Leitung immer unter Strom bleibt. An den Lichtschalter selbst wird das als Wandschalter-Modul bezeichnete Kästchen angeschlossen und das Ganze dann fein säuberlich in die Unterputzdose gequetscht und verschraubt.
Bloß nicht selbst machen: Arbeiten am Stromnetz muss ein Fachmann ausführen
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELDas sollte man, wie alle Arbeiten am Stromnetz, freilich einen Fachmann erledigen lassen. Die Niederspannungsanschlussverordnung regelt klar, dass Arbeiten an den Stromkabeln im Haus nur von qualifiziertem Personal, also einem Elektriker, durchgeführt werden dürfen. Wer sich nicht daran hält, riskiert nicht nur den Verlust seines Versicherungsschutzes, sondern auch einen potenziell tödlichen Stromschlag. In winzig kleiner Schrift weist Philips in der Installationsanleitung darauf hin.
Das Ergebnis der Montage ist, dass der vormals dumme Lichtschalter nun quasi ein Hirn in Form des Wandschaltermoduls eingepflanzt bekommen hat. Statt die Stromleitung an- und auszuschalten, werden diese Klicks jetzt von der Elektronik des Moduls interpretiert, das wiederum per Funk die vernetzten Lampen fernsteuert.
Beim ersten Ausprobieren ist freilich kein Unterschied zu vorher festzustellen. Der Schalter sieht genauso aus wie vorher und tut genau dasselbe: einmal drücken, Licht an, noch mal drücken, Licht aus. Wenn man mehrmals drückt, merkt man aber den Unterschied: Drückt man den Schalter zweimal schnell, wechselt das Licht in einen kälteren, blaueren Farbton, dreimal drücken schaltet die Lampe in einen gemütlichen warmen Farbton um.
Aber das sind nur die Voreinstellungen, die man in der Hue-App beliebig ändern oder komplett abschalten kann. Denn wer mag, kann den smartifizierten Lichtschalter auch wieder wie einen dummen arbeiten lassen, der nur die Zustände »Licht an« und »Licht aus« kennt. Umgekehrt kann man ihn aber auch komplexe Lichtszenen steuern lassen, die mehr als nur die Lampen steuern, die der Lichtschalter vor dem kleinen Umbau geschaltet hat. Doch dem Umrüstwillen setzt die Hue Bridge, die man zum Betrieb der smarten Hue-Lampen braucht, eine natürliche Grenze. Denn an die lassen sich zwar bis zu 50 Lampen, aber nur maximal zwölf Zubehörteile – dazu gehören Schalter und Sensoren – anschließen.
Vor allem aber bekommt man nicht mehr die Meldung »Gerät nicht erreichbar«, wenn jemand die Lampe über den Lichtschalter ausgeknipst hat. Zumindest nicht, solange die Batterie in dem Modul noch Energie hat. Philips gibt deren Laufzeit mit fünf Jahren an. Spätestens dann muss man den Schalter wieder herausschrauben und eine neue Knopfbatterie einsetzen. Auch hier muss eigentlich wieder ein Elektriker ran, ein fast schon absurder Vorgang.
Fazit
Mit dem unscheinbaren Wandschaltermodul löst Philips ein Problem, das viele Besitzer smarter Hue-Lampen plagt. Dass man dafür keine neuen Schalter einbauen muss, werte ich als Pluspunkt, dass herkömmliche Lichtschalter mit dem Modul smart gemacht werden, auch. Mit einem Preis von 40 Euro pro Stück wird es allerdings nicht billig, eine ganze Wohnung oder ein Haus damit umzurüsten.
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