Kein anderes Mini-PC-Gehäuse kann mit einer 280-mm-AiO-Wasserkühlung und einer PCIe-Gen4-Grafikkarte ohne Riser-Band ausgestattet werden.
Alle paar Jahre erscheint ein Gehäuse, das etwas grundlegend anders macht. 2015 etwa war das Dan Cases A4-SFX mit sieben Litern Volumen das kleinste Mini-ITX-Gehäuse, nun ist es das Hyte Revolt 3: Darin steckt die Grafikkarte hochkant direkt im Mainboard, überdies gibt es Platz für eine 280-mm-AiO-Wasserkühlung.
Hyte trat in Europa bisher nicht in Erscheinung, das Revolt 3 stellt das erste Gehäuse der Marke dar. Mit ihr will iBuyPower, ein großer kalifornischer Komplett-PC-Anbieter, auch hierzulande stärker präsent sein und hat sich dafür ein faszinierendes Design ausgedacht. Denn so viel sei vorab gesagt: Das Revolt 3 ist ebenso einzigartig wie funktional.
Mit 409 x 253 x 178 mm und ergo einem Volumen von 18 Litern gehört das Gehäuse definitiv zu den größeren seiner Art, durch den turmartigen Aufbau wirkt es ungeachtet dessen erfreulich schlank. Im Deckel befindet sich ein magnetisch arretierender Tragegriff, der bis zu 14 kg halten soll - was weitaus mehr ist, als das Revolt 3 inklusive verbauter Hardware wiegt.
Ohne Riser-Probleme, aber mit 280-mm-AiO
Zumindest während unserer Tests, bei denen wir das Gehäuse mehrfach von einem Büroraum uum anderen getragen haben, gab es keine Probleme. Zur Sicherheit sollte das Revolt 3 dennoch von unten mit einer Hand abgestützt werden, damit im Fall der Fälle keine Schäden an den Komponenten auftreten. Links und rechts des Griffs befinden sich ausfahrbare Halterungen für ein Headset - wie sinnvoll diese sind, ist Geschmackssache.
Gehäuse in Turmform gibt es bereits einige am Markt, beispielsweise das H1 von NZXT und das Raw S1 von Louque. Beide nutzen allerdings ein Riser-Band, um die Grafikkarte zu montieren, was bei aktuellen PCIe-Gen4-Modellen nicht immer problemlos vonstatten geht und daher teils auf Gen3 herunter geschaltet werden muss.
Beim Revolt 3 hingegen wird der Pixelbeschleuniger direkt am Mainboard angeschlossen, somit ist die Riser-Band-Fehlerquelle von Beginn an außen vor. Hinzu kommt, dass sich vergleichsweise hohe CPU-Kühler montieren lassen und es kein anderes Gehäuse gibt, das für eine 280-mm-AiO-Wasserkühlung für die CPU ausgelegt ist (außer Corsairs One als Komplett-PC).
Schauen wir uns an, wie die Hardware im Revolt 3 verbaut wird und was es bei der Montage zu beachten gilt.
Alle vier gesteckten Seitenteile des Gehäuses lassen sich mit leichtem Zug abnehmen, da sie nicht verschraubt sind - allerdings sollten die links und rechts zuerst gelöst werden. Der Deckel hingegen ist mit Schrauben gesichert, die einzig entfernt werden müssen, wenn dort zwei 80-mm-Lüfter platziert werden sollen.
Das Netzteil befindet sich oben, wobei grundsätzlich SFX- und SFX-L-Modelle kompatibel sind. Hyte verkauft das Revolt 3 auf Wunsch mit einem vormontierten 700-Watt-Gold-Energieversorger, dessen Lüfter durch die rechte Seitenwand ansaugt. Das Netzteil ist in einem mehrteiligen Käfig befestigt, welcher die Kabel in Position hält, damit diese später nicht die Grafikkarte quetschen.
Die Strippen sind so ausgelegt, dass sie wenig Platz wegnehmen und genau dort enden, wo sich die entsprechenden Komponenten befinden. Für die beiden entkoppelten 2,5-Zoll-HDD/SSD-Halterungen auf der Rückseite etwa sind zwei Sata-Stecker vorgesehen, die exakt bemessen sind. Gleiches gilt für den 3,5-Zoll-Festplatten-Schacht neben dem Netzteil und die Grafikkarte, dazu später mehr.
Rotierte Hauptplatine und USB-C per Kabel
Im ersten Schritt packen wir das Mainboard - in unserem Fall ein Asrock B550M-ITX/ax - in das Gehäuse, es wird kopfüber mit der I/O-Blende nach unten montiert. Später werden daher alle Kabel über den Boden des Revolt 3 nach hinten geführt, was für eine saubere Optik sorgt. Hyte nutzt für den USB-C-Frontanschluss keinen internen Header (der Mini-ITX-Boards oft fehlt), stattdessen wird ein Kabel direkt an die I/O-Blende der Hauptplatine gesteckt. Neben USB-C 3.2 Gen2 gibt es zwei USB-A 3.2 Gen1, mehr nicht.
Schönes Detail: Alle Pole für den Power/Reset-Button und die Front-LEDs hat Hyte zusammengeführt, sie müssen nicht alle einzeln auf die Pins des Mainboard gefummelt werden. Auch den Y-Adapter für Front-Audio, der zum Zubehör gehört, finden wir eine gute Idee. Dafür ist die Verlegung des EPS-Kabels etwas ungünstig gelöst, da es nicht hinter der Platine entlang, sondern über sie hinweg geführt wird.
Prinzipiell ist es sinnvoll, jegliche CPU-Kühler-Halterungen vorab anzubringen. Diese können aber auch bei bereits verschraubtem Board montiert werden, da Hyte eine große Öffnung an der Tray-Rückseite vorsieht. Für klassische Luftkühler ist eine maximale Höhe von 140 mm zulässig, was praktisch alle Top-Blower- aber nur wenige Tower-Modelle einschließt. Wir haben daher einen Noctua NH-U9S verwendet um zu prüfen, wie sich dieser verglichen mit einer 280-mm-AiO-Wasserkühlung (eine Be Quiet Silent Loop 2) schlägt.
Gute Detaillösung bei der Grafikkarte
Die wird in einem Rahmen an der linken Seitenwand befestigt, der praktischerweise arretiert, wenn er maximal aufgeklappt ist. Der Radiator wird mit den Schläuchen nach unten montiert, andernfalls würden diese mit dem Netzteil-Käfig kollidieren. Außerdem sollte sich die Pumpe ohnehin unten befinden, Stichwort Luftblasen. Die Lüfter sollten innen als Push-Konfiguration angebracht sein, da ansonsten die Schläuche zu sehr gequetscht werden. Lüftergitter waren bei uns nicht notwendig, sind aber eine Überlegung wert, damit sie nicht durch die Schläuche blockiert werden.
Im letzten Schritt schieben wir die Grafikkarte in den PEG-Slot und schließen die bis zu drei 6+8-Pin-Stecker an. Deren Kabel werden durch eine Metallplatte verdeckt, die sich an zwei Positionen verschrauben lässt und unter die Radiatorblende verhakt wird - so können sie nicht in die Seitenwand drücken.
Per Axiallüfter gekühlte Pixelbeschleuniger wie die 267 mm lange und etwas mehr als zwei Slots dicke Radeon RX 6900 XT passen problemlos, Nvidias aktuelle Founder's Editions sind aufgrund ihrer Lüfterposition genauso wie Blower-DHE-Modelle (Direct Heat Exhaust) nicht zu empfehlen.
Um zu prüfen, wie sich die Lautheit und die Temperaturen entwickeln, haben wir die Be Quiet Silent Loop 2 wie auch den Noctua NH-U9S per Silent-Profil des Mainboard betrieben und die AiO-Pumpe auf 9 Volt gedrosselt. Im Leerlauf ist das System dank der Radeon RX 6900 XT nahezu lautlos, da diese ihre Lüfter abschaltet und das Netzteil kaum hörbar ist.
Bei reiner CPU-Last via 30 Minuten Blender erhitzt sich unser Ryzen 9 5950X bei vollen 142 Watt Power-Target mit der Be Quiet Silent Loop 2 auf 71 Grad, mit dem Noctua NH-U9S sind es 88 Grad. Die AiO-Wasserkühlung bleibt dabei angenehm ruhig, der Luftkühler rauscht vernehmlich lauter ohne wirklich zu stören.
Im Lastbetrieb nach einer Stunde mit Gears 5 in 4K übertönt die Grafikkarte die Be Quiet Silent Loop 2 genauso wie den Noctua NH-U9S. Die AiO-Wasserkühlung hält die CPU auf niedrigen 67 Grad, der Luftkühler auf deutlich höheren, aber noch unbedenklichen 84 Grad. Mit rund 70 Watt benötigt der Ryzen 9 5950X zwar viel weniger Energie als bei Blender, die Abluft der Radeon RX 6900 XT heizt jedoch den Innenraum auf.
Verfügbarkeit
Bisher verkauft iBuyPower das Hyte Revolt 3 noch nicht einzeln in Europa, im vierten Quartal 2021 aber soll es verfügbar sein. Ohne Netzteil sind 130 Euro fällig, mit dem 700-Watt-Gold-Energieversorger kostet das Gehäuse voraussichtlich 250 Euro. Komplett-PCs mit dem Hyte Revolt 3 vertreibt iBuyPower hierzulande allerdings bereits.
Fazit
Das Hyte Revolt 3 ist eine Klasse für sich: Nur hier gibt es die Kombination aus 280-mm-AiO-Wasserkühlung und einer PCIe-Gen4-Grafikkarte ohne Riser-Band in einem Mini-ITX-Gehäuse. Diese Alleinstellungsmerkmale für sich machen das Revolt 3 schon einzigartig, Hyte aber setzt sie auch überzeugend um.
Zwar halten wir den Griff und den Headset-Halter im Deckel für ein Gimmick, ansonsten hat sich Hyte jedoch viele Detaillösungen ausgedacht: Das Netzteil weist passend bemessene Kabel auf, ein Käfig schützt die Grafikkarte vor seitlicher Belastung und eine Metallplatte verhindert Druck auf die Seitenwand.
Feinheiten wie ein kombinierter Front-Panel-Stecker und die Idee, den USB-C via Kabel von der I/O-Blende des Mainboards zu bestücken, gefallen uns gut. Die Montage der Komponenten im Gehäuse erfordert aufgrund der beengten Platzverhältnisse etwas Fingerspitzengefühl, wobei wir uns gewünscht hätten, dass die EPS-Strippe hinter der Hauptplatine verlegt werden kann.
Mit einer 280-mm-AiO-Wasserkühlung ausgestattet, lässt sich im Hyte Revolt 3 dank deren Performance auch eine Highend-CPU leise betreiben. Die beiden Lüfter sorgen überdies für kühle Spannungswandler und pusten auch einen Teil der heißen Abluft der Grafikkarte ins Freie, da diese das selbst nicht vermag. Weil der Pixelbeschleuniger direkt im PEG-Slot des Mainboards steckt, gibt es volles PCIe Gen4 und kein Problem mit einem Riser-Band.
Ähnliche Gehäuse wie NZXTs H1 nutzen ein solches und unterstützen offiziell nur PCIe Gen3, die CPU-Kühlung übernimmt eine 140-mm-AiO-Wasserkühlung. Für möglichst leistungsfähige und/oder leise Systeme halten wir das Hyte Revolt 3 ergo für eine sehr gute Wahl.
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