Die Verbraucherzentralen fordern von der künftigen Bundesregierung ein Umsteuern in der Agrar- und Ernährungspolitik. "Unser Essen muss gesünder und nachhaltiger werden", sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse weiter reduzieren
"Die Landwirtschaft ist ein bedeutender Verursacher von Treibhausgasen, und ungesundes Essen verursacht jedes Jahr Milliardenkosten für das Gesundheitssystem", so Müller weiter. Eine mögliche Ampel-Koalition von SPD, FDP und Grünen sollte daher mutig und ambitioniert vorgehen und eine "echte Ernährungswende" einleiten, sagte Müller. Konkret solle die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse weiter reduziert werden.
Tierwohlkennzeichnung und staatliche Fördermittel
Eine große Baustelle sei auch ein Umbau der Tierhaltung, sagte der vzbv-Chef. Eine Tierwohlkennzeichnung für Fleisch aus besserer Haltung und staatliche Fördermittel seien wichtig, reichten aber keinesfalls aus. "Die Ampel muss sicherstellen, dass nur Tierhalter, die für messbar mehr Tierwohl sorgen, auch Förderung erhalten." Möglich wäre dies etwa durch eine Koppelung der Zahlungen an ein betriebsgenaues Monitoring der Tiergesundheit. "Insgesamt müssen die Tierzahlen und der Konsum tierischer Lebensmittel sinken, um die Emissionen aus der Landwirtschaft zu senken", sagte Müller.
Nutri-Score in Europa verbindlich machen
Zudem fordern die Verbraucherzentralen in der Ernährungspolitik strengere Regeln für das an Kinder gerichtete Lebensmittelmarketing. Die Strategie für weniger Zucker, Salz und Fett in Fertigprodukten müsse ambitionierter und das Nährwert-Logo Nutri-Score in Europa verbindlich werden, so Müller. Die aus Frankreich stammende Farb-Kennzeichnung als Hilfe zum Kauf gesünderer Produkte können Unternehmen in Deutschland vorerst freiwillig nutzen.
Ampel will Haltungskennzeichnung auf den Weg bringen
SPD, FDP und Grüne wollen laut dem Ergebnis ihrer Sondierungen die Landwirtschaft dabei unterstützen, "einen nachhaltigen, umwelt- und naturverträglichen Pfad einzuschlagen". Ziel sei aber gleichzeitig, "ein langfristig auskömmliches Einkommen für die Landwirtinnen und Landwirte zu sichern", steht im Sondierungspapier. Zum Verbraucherschutz kündigten die drei Parteien an, dass eine Haltungskennzeichnung für Transparenz beim Einkaufen sorgen solle.
Zukunftskommission Landwirtschaft und Borchert-Bericht
Bei der künftigen Ausrichtung der Landwirtschaft verbinden sich große Erwartungen der Branche und vieler anderer Akteure mit den Vorschlägen der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL). Sie übergab kurz vor der Bundestagswahl ihren Abschlussbericht an Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Die ZKL empfiehlt darin einen großen Umbau des Agrar- und Ernährungssystems als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Für nötige Milliarden-Investitionen sollen Landwirte demnach eine gesicherte Finanzierung bekommen. Teil der Empfehlungen der ZKL ist auch der Borchert-Plan zum Umbau der Tierhaltung, den die ZKL demonstrativ unterstützte.
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