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„Dreckiges Dutzend“: Dieses Obst und Gemüse ist am stärksten mit Pestiziden belastet - Kölnische Rundschau

Der Sommer schleicht sich an, und je wärmer es wird, desto größer wird der Heißhunger auf Saftiges und Frisches. Obst und Gemüse haben Hochsaison und leider auch die Schadstoffe, die wir zum Beispiel mit Beeren, Spinat oder Zitrusfrüchten zu uns nehmen: Dreckiges Dutzend („Dirty Dozen“) wird das am stärksten mit Pestiziden belastete Obst und Gemüse in den USA genannt und jährlich in einem Ranking vorgestellt. An welchen Sorten haften auch bei uns die meisten Pflanzenschutzmittel? Warum eigentlich – ist das nicht verboten? Und wie kann ich zu viele dieser Schadstoffe bei Obst und Gemüse vermeiden? 

Woher stammt der Begriff dreckiges Dutzend?

Dreckiges Dutzend („Dirty Dozen“) werden jene zwölf Giftstoffe genannt, die mit der Stockholmer Konvention, die von 59 Staaten unterzeichnet und 2004 in Kraft getreten ist, weltweit verboten sind. Alle zwölf stehen unter Verdacht, krebserregend und fortpflanzungsgefährdend zu wirken sowie Fehlbildungen bei Embryonen auszulösen. Gefährlich sind sie, weil sie sich im Gewebe anreichern können, eine lange Lebensdauer haben, hochgiftig sind und sich mit Wind und Wasser weltweit verteilen können. Weshalb der ehemalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan diese Chemikalien wie DDT oder PCB auch „Reisende ohne Ausweis“ nannte. Anlehnend daran bezeichnet auch die amerikanische Non-Profit-Organisation „Environmental Working Group“ (EWG) ihre jährlich vorgestellten zwölf Lebensmittel, die am stärksten mit Pestiziden belastet sind, Dirty Dozen.

Was sind aktuell die dreckigen 12 Lebensmittel? 

Die von der amerikanischen EWG ermittelten „Dirty Dozen“ des Jahres 2021 waren: 

Erdbeeren

• Spinat

• Grünkohl

• Nektarinen

• Äpfel

• Trauben

• Peperoni/Paprika

• Kirschen

• Pfirsiche

• Birnen

• Sellerie

• Tomaten

Auch wenn sich diese Liste vor allem auf die USA bezieht, ist sie zum Teil auf Deutschland übertragbar, da auch zu uns Ware aus Drittländern importiert wird. Hierzulande identifizierte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) im Jahr 2021 „dreckige Zwölf“

• Kräuter: Fast zwei Drittel der Proben wiesen Rückstände von gleich mehreren, bis zu 14 verschiedenen Pestiziden auf. Mehr als 12 Prozent enthielten mehr Rückstände als gesetzlich erlaubt. Besonders kritisch getestet wurden Koriander und Petersilie.

• Granatäpfel: Laut BVL lagen 11 Prozent der analysierten Proben über dem Rückstandshöchstgehalt

• Tiefkühl-Brombeeren: Da die Früchte hier nur von Juli bis September Saison haben, greifen viele zur Import- oder zur Tiefkühlvariante. Laut BVL waren 2020 drei von vier Tiefkühl-Beeren mehrfach belastet, 8,9 Prozent überschritten den gesetzlichen Höchstgehalt. 

• Bohnen überschritten im BVL-Test zu 6 Prozent den Rückstandshöchstgehalt, getrocknete Bohnen zu 4,2 Prozent.

• Paprika und Chilis: Mehr als vier Prozent der Proben waren stärker belastet als erlaubt – mehr als die Hälfte mit bis zu 32 verschiedenen Pestiziden.

• Grapefruits: Bei den Tests lagen über drei Prozent der Proben über dem gesetzlich geregelten Höchstwert, bei 66 Prozent konnten mehrere Chemikalien nachgewiesen werden.

• Schwarzer und grüner Tee: Drei Prozent der Proben lagen über dem erlaubten Pestizid-Gehalt. 

• Feldsalat: 46 Prozent der vom BVL untersuchten Sorten enthielten Spuren von verschiedenen Pestiziden, die Proben lagen zu 2 Prozent über dem erlaubten Höchstgehalt.

• Orangen: Mehr als 70 Prozent der Proben wiesen mehrere Pestizide auf – bis zu 16 verschiedene. 2 Prozent enthielten mehr Rückstände als erlaubt.

• Zucchini: Mehr als die Hälfte der untersuchten konventionellen Zucchini war mehrfach mit Pestiziden belastet

• Kirschen: Mit 89 Prozent war 2020 kein Obst so oft mit mehreren Pestiziden belastet wie die Kirschen, mit bis zu 15 verschiedenen Pestizid-Rückständen.

• Kiwis: 3 Prozent der Proben enthielten mehr Rückstände als erlaubt.

Was genau sind Pflanzenschutzmittel?

Pestizide sollen Pflanzen, Frischobst, Gemüse und Samen vor Insekten (Insektizide), Unkraut (Herbizide) und Pilzerkrankungen (Fungizide) schützen.

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Erdbeeren werden häufig mit Pestiziden behandelt.

Foto:

Getty Images; Chris Griffiths

Sie werden außerdem eingesetzt, um den Ernteertrag zu sichern, das Obst und Gemüse während der Lagerung und des teils sehr langen Transportes zu schützen. Etwa 1400 Pestizide sind weltweit bekannt, 500 in Europa zugelassen. Daneben gibt es auch biologische Pestizide, die zum Teil auch im Biolandbau erlaubt sind.

Was bedeutet Pestizid-Rückstand?

Pflanzenschutzmittelrückstände sind die auf oder in einem Lebensmittel zurückbleibenden Reste von Wirkstoffen und deren Abbauprodukte, die im pflanzlichen Stoffwechsel gebildet werden oder auch unter Einwirkung von Sonnenlicht entstehen. Rückstände auf Ernteprodukten lassen sich nicht völlig vermeiden, da sie zu unterschiedlichen Zeiten eingesetzt und ihre Wirkstoffe verschieden rasch abgebaut werden. Gerade dann, wenn Pestizide kurz vor der Ernte zum Einsatz kommen oder wenn ihre Wirkstoffe langlebig sind, kann man zum Zeitpunkt der Ernte mit Rückständen rechnen, die allerdings so niedrig sein müssen, dass sie die Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher nicht gefährden.

Warum sind sie in Lebensmitteln überhaupt erlaubt?

Pestizid-Rückstände etwa in Obst oder Gemüse sind nur bis zum jeweils gesetzlich festgesetzten Rückstandshöchstgehalt (RHG) erlaubt. Der Wert setzt sich zusammen aus Daten zur Toxikologie des Stoffes, zur Verzehrmenge des jeweiligen Lebensmittels und aus Daten von Feldversuchen. Wenn zuständige Expertinnen und Experten feststellen, dass Verbraucher durch Pestizidrückstände gefährdet sein könnten, übermitteln sie eine Meldung an das Europäische Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel (RASFF). Deutschland meldete im Jahr 2020 94 Verdachtsfälle, darunter 61 Warnmeldungen.

Wer überprüft Obst und Gemüse auf Pestizid-Rückstände?

Das europäische und deutsche Pflanzenschutzrecht soll dafür sorgen, dass nur solche Pflanzenschutzmittel auf den Markt kommen, die unter anderem vom Umweltbundesamt geprüft wurden und deren vom Bundesamt für Risikobewertung (BfR) vorgeschlagenen Rückstandshöchstgehalte in Lebensmitteln nicht überschritten werden. Bekannt ist aber, dass auch zugelassene Pestizide krebserregend wirken, den Hormonhaushalt beeinflussen und die Fortpflanzungsfähigkeit einschränken können. Die Verbraucherzentrale geht von vier Prozent der europaweit zugelassenen Mitteln aus. Hinzukommt, dass sich viele Pestizid-Mixturen auf dem Markt befinden – und deren Auswirkung auf unseren Körper ist bislang kaum erforscht. 

Jedes Jahr stellt das BVL die „Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln“ vor. Zwar ist die Anzahl der Proben, die dafür entnommen wurden, mit bis zu 18.000 recht hoch, jedoch wird dabei nur stichprobenartig untersucht, weshalb die Ergebnisse auch keinen Rückschluss auf die Belastung aller erhältlichen Obst- und Gemüsesorten erlaubt. Nicht nur deshalb testen auch (meist private) deutsche Organisationen und Institute Obst- und Gemüse-Sorten regelmäßig auf Rückstände von Pestiziden – Greenpeace etwa, die Verbraucherzentralen oder Öko-Test.   

Bei welchem Obst und Gemüse gehe ich auf Nummer sicher?

Generell gilt: Auf Bio-Ware und Fair Trade setzen, damit tut man nicht nur der Natur und der eigenen Gesundheit etwas Gutes, sondern auch den Arbeiterinnen und Arbeitern, die schutzlos dem Pestizideinsatz im Anbau ausgesetzt sind.

Biolebensmittel schneiden in beinahe allen Tests mit im Durchschnitt 65 Prozent ohne Beanstandung besser ab als konventionelle Lebensmittel. Auch das Ökomonitoring des Baden-Württembergischen Verbraucherschutzministeriums von 2020 hat ergeben, dass bei konventionellem Gemüse im Durchschnitt 70 Prozent höhere Pestizidmengen nachgewiesen wurden, bei Obst war es sogar die doppelte Menge. 

Die Verbraucherzentralen empfehlen darüber hinaus, auf Wurzel- und Stangengemüse aus konventionellem Anbau, also Karotten, Pastinake oder Spargel zu setzen. Diese Sorten seien tendenziell rückstandsärmer, da sie unter der Erde wachsen. Blatt- und Fruchtgemüsesorten (Tomate, Gurke, Paprika, Salate) dagegen seien eher belastet, ebenso wie schnell verderbliche Obst- und Gemüsesorten wie frische Beeren, Aprikosen, Birnen, Tomaten oder Paprika. Robustere Sorten wie Kohl, Kartoffeln oder Möhren enthielten weniger Pestizide.

Obst und Gemüse aus Drittländern sei tendenziell stärker belastet als europäisches. Wie Greenpeace in einem Test nachgewiesen hat, sind Früchte aus Südamerika am stärksten belastet, teils mit Pestiziden, die bei uns verboten sind. Ähnliches gilt für Chili- und Peperonis, vor allem aus dem asiatischen Raum. 

Regionales und saisonales Obst und Gemüse ist die bessere Wahl. Je weiter die Ware transportiert werden muss, umso notwendiger ist es, sie mit Pestiziden und anderen Zusatzstoffen haltbarer zu machen. Auch mit Gemüse und Obst, das gerade Saison hat, verhindert man zu lange Wege. Bekannt ist zum Beispiel, dass Gewächshaus-Erdbeeren aus Südeuropa oft mit hohen Dosen Pestiziden belastet sind.

Immer mal die Sorte wechseln: Auch wenn Pestizid-Rückstände in Lebensmitteln problematisch sein können, überwiegen laut den Verbraucherzentralen die positiven Inhaltsstoffe von frischem Obst und Gemüse. Weshalb man sich abwechslungsreich ernähren sollte, um das Risiko zu minimieren, stärker belastetes Obst und Gemüse in größeren Mengen zu sich zu nehmen.

Die richtige Zubereitung: Wenn man das Obst oder Gemüse gründlich mit lauwarmem Wasser wäscht und trockenreibt, beseitigt das einen Teil der Pestizide. Natron in einem Wasserbad soll sogar bis zu 80 Prozent abwaschen.

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