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Markgräfler Land: Trotz guter Ernte haben die Obst- und Gemüsebauern Sorgen - SÜDKURIER Online

Dieser Tage endet mit der Apfel- und Birnenernte im Markgräfler Land das Erntejahr 2022 für die Obst- und Gemüsebauern. Sowohl die Erzeuger als auch die vermarktende Organisation Erzeugergroßmarkt sowie Kreisobstbauberater Klaus Nasilowski sprechen von einer gutdurchschnittlichen Ernte und qualitativ hochwertigen Erzeugnissen.

Allerdings ist trotz der bezüglich der Produktmenge und -qualität gute Erntebilanz alles andere als eitel Sonnenschein bei den Landwirten hierzulande.

Denn neben der Konkurrenz durch Billigprodukte aus anderen Erzeugerländern und einer in diesem Jahr deutlichen Kaufzurückhaltung – sowohl im Lebensmitteleinzelhandel wie auch in der Direktvermarktung – sei die Ertragslage eher schwierig, heißt es allenthalben.

Die Obstbauern im Markgräflerland blicken auf eine gute Ernte zurück. Die politische und wirtschaftliche Lage in Europa bereitet ihnen ...
Die Obstbauern im Markgräflerland blicken auf eine gute Ernte zurück. Die politische und wirtschaftliche Lage in Europa bereitet ihnen aber Sorgen. | Bild: Ralph Lacher

Von guten Mengen und guter Qualität sowie Vertrauen der Kunden spricht Lorenz Boll, Geschäftsführer des Erzeugergroßmarktes Egro mit Sitzen in Oberrotweil am Kaiserstuhl und Efringen-Kirchen.

Der Egro vermarktet in großem Stil die Produkte aus der Region vom Dreiländereck bis an den Kaiserstuhl und in den Breisgau bis Lahr.

1000 Tonnen Spargel und 2200 Tonnen Erdbeeren

Die Spargelernte brachte mit rund 1000 Tonnen Ende Juni ein Ergebnis ähnlich der Vorjahre. Ebenso die der Erdbeeren, die Boll bei rund 2200 Tonnen Ernteergebnis taxiert.

Bei beiden Produkten sei allerdings die Preissituation unbefriedigend. Vor allem bei den Erdbeeren, die aus anderen Ländern, etwa Spanien oder Griechenland, im Lebensmitteleinzelhandel und bei den Discountern zu Dumping-Preisen aus Sicht der hiesigen Erzeuger auf dem Markt waren.

Lorenz Boll ist Geschäftsführer des Erzeugergroßmarktes Egro.
Lorenz Boll ist Geschäftsführer des Erzeugergroßmarktes Egro. | Bild: Ralph Lacher

„Uns plagte in diesem Jahr nicht die Witterung, wie etwa im Spätfrostjahr 2021, sondern die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“, erklärt Lorenz Boll. Als Beispiel nennt er zum einen Engpässe bei den Erntehelfern, die fast ausschließlich aus den Ukraine-Nachbarländern Polen und Rumänien und teilweise auch aus Bulgarien kommen. Dieses Jahr seien sie jedoch größtenteils wegen der angespannten politischen Lage und aus Sorge um die Familien daheim geblieben.

Hinzu kommen ein höherer Mindestlohn sowie drastisch gestiegene Energie-, Dünge- und Pflanzenschutzmittelpreise. „Während die Erzeugerpreise für Obst und Gemüse im Vergleich zum Vorjahr nur rund zwei Prozent gestiegen sind, kämpfen die regionalen Erzeuger mit Kostensteigerungen von bis zu 50 Prozent“, erklärt Boll.

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Auch bei den Kirschen, den Zwetschgen und nun auch bei den Äpfeln gab es zufriedenstellende Mengen, aber Probleme durch Konkurrenzprodukte aus anderen europäischen Erzeugerländern, berichtet Lorenz Boll. So hätten etwa die Beneluxstaaten und auch Polen vor der Ukrainekrise viel nach Russland geliefert. Nachdem die Waren dort wegen der EU-Boykott-Regelungen nicht mehr zu platzieren waren, drückten sie – und drücken im Falle der Äpfel immer noch – auf den deutschen Markt, berichtet der Egro-Geschäftsführer.

Kunden halten sich beim Kauf zurück

Die Erzeuger aus der Region sehen die Situation ähnlich. Susanne Denzer vom Fischinger Weingartenhof, die auch im Aufsichtsrat des Egro sitzt, bezeichnet den konkreten Ernteverlauf als „völlig okay“. Allerdings verspüre man gerade in der Direktvermarktung eine deutliche Kaufzurückhaltung.

„Die Verunsicherung der Menschen ist durch die Ukrainekrise, die Energiekosten und die aus dieser Gemengelage entstandene und anhaltende Inflation sehr groß“, sagt die erfahrende Landwirtin und Winzerin. Ihr Betrieb liefert nicht nur an den Egro, sondern bestreitet mehrere Wochenmärkte in der Region und hat in Fischingen einen Hofladen.

Landwirtin Susanne Denzer vom Weingartenhof in Fischingen.
Landwirtin Susanne Denzer vom Weingartenhof in Fischingen. | Bild: Ralph Lacher

Neben der Kaufzurückhaltung sei man in der Land- und Weinwirtschaft von den enorm gestiegenen Kosten betroffen. Zumal diese nicht oder kaum weiter gegeben werden könnten. In dieser Situation könne man nicht noch an der Preisschraube drehen, obwohl dies eigentlich nötig wäre, erklärt Susanne Denzer.

Gerade auf den Wochenmärkten seien die vergangenen drei Jahre seit Corona von einer Berg- und Talfahrt begleitet gewesen, sagt die Fischingerin, die in regionaler Vermarktung auch Erfahrungen als Markgräfler Weinprinzessin vorweisen kann. 2020 und auch zu Beginn von 2021 habe man eine deutliche Nachfragesteigerung in der Direktvermarktung gespürt.

Statt auf den Wochenmarkt zum Discounter

Diese ging aber schon im Sommer vorigen Jahres deutlich zurück und in diesem Jahr kamen die an die Coronazeit nahtlos anschließenden Ukraine- und Energiekrisen. Es sei deutlich, dass die Menschen weg von den regionalen Produkten und hin zu den Discountern gehen, um so Geld zu sparen. Und dabei habe man die Preise seitens der Direktvermarkter gar nicht erhöht, erklärt Susanne Denzer.

Deren Einschätzung bestätigt auch Karsten Pabst, Geschäftsführer des regionalen Lebensmittelkonzerns Hieber, der 16 Lebensmittelmärkte vom Hochrhein in Rheinfelden übers Dreiländereck bis in den Breisgau nach Bad Krozingen betreibt. Er habe den Eindruck, dass die regionalen Erzeuger den Preisdruck betriebsintern abzufedern versuchen.

Schöne Früchte, aber Preisprobleme gibt es auch bei den aktuell zur Ernte anstehenden Äpfeln, sagt Kreisobstbauberater Klaus Nasilowski ...
Schöne Früchte, aber Preisprobleme gibt es auch bei den aktuell zur Ernte anstehenden Äpfeln, sagt Kreisobstbauberater Klaus Nasilowski (links). | Bild: Ralph Lacher

Die Preise für Frischerzeugnisse aus der Region seien kaum gestiegen, vielleicht um zwei Prozent, sagt Pabst. Trotzdem verspüre man auch bei Hieber eine Tendenz hin zu den Discountern oder aber zu den Eigenmarken der Supermarktketten. Die ganze Situation sei für alle Beteiligten unbefriedigend, und vor allem für die landwirtschaftlichen Betriebe, die etwa energieintensive Gewächshausproduktion betreiben, stünden vor gravierenden Problemen, hat Pabst erkannt.

Kreisobstbauberater Klaus Nasilowski sieht im Jahr 2022 kaum Vegetationsprobleme und insgesamt in Mengen- und Qualitätshinsicht ein gutdurchschnittliches Jahr. Die Preissituation sei aber nicht befriedigend, vor allem wegen der drastisch gestiegenen Kosten für die Erzeuger.

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