TV-Serie über die Coronakrise: Kenneth Branagh soll Boris Johnson spielen - DER SPIEGEL
Für Dramatik und tragisches Potenzial ist gesorgt: Shakespeare-Spezialist Kenneth Branagh wird in einer TV-Serie über die Coronakrise Großbritanniens umstrittenen Premierminister Boris Johnson verkörpern.
Die ersten Monate nach dem Ausbruch des Covid-19-Virus in Großbritannien werden Thema einer Mini-Serie, die der mit politischen und zeitgeschichtlichen Themen vertraute Regisseur Michael Winterbottom für eine Ausstrahlung beim Pay- und Streamingsender Sky drehen wird. Titel des Fünfteilers, der im Herbst 2022 gezeigt werden soll: »This Sceptred Isle«, ein Zitat von William Shakespeare aus dessen Theaterstück »Richard II.«, gemeint ist mit dieser hoheitlichen Insel selbstverständlich England. Das Königreich gehört zu den von der Pandemie am schlimmsten betroffenen Ländern weltweit und leidet momentan unter ungebrochen hohen Infektionszahlen und der Überlastung des Gesundheitssystems. Viele Briten machen ihre Regierung für die tragische Entwicklung verantwortlich. Rund 96.000 Menschen sind dort bisher an oder mit dem Virus gestorben.
Passend zu dieser Dramatik steht nun auch fest, wer mit Premierminister Boris Johnsons eine Schlüsselfigur der Ereignisse verkörpern wird: Laut US-Branchenblatt »Variety« wird der Shakespeare-Spezialist Kenneth Branagh, 60, den schwierigen Part übernehmen. Der in Nordirland geborene Schauspieler und Filmemacher, drehte zahlreiche Shakespeare-Adaptionen, darunter »Henry V.« (1989), »Viel Lärm um nichts« (1993) und »Hamlet« (1996), in denen er zum großen Teil auch selbst Hauptrollen übernahm. Branagh erhielt in seiner bisherigen Karriere je fünf Nominierungen für einen Oscar und einen Golden Globe, er gewann zwei Emmys und gilt als einer der profiliertesten Darsteller seiner Generation. Zuletzt war Branagh in Christopher Nolans Science-Fiction-Thriller »Tenet« zu sehen, zurzeit spielt er erneut Agatha Christies genialischen Detektiv Hercule Poirot in eine voraussichtlich im Herbst startenden Neuverfilmung von »Tod auf dem Nil«, bei der er auch Regie führt.
Wahre Geschichten von Pflegekräften und Politikern
Der britische Regisseur Michael Winterbottom, 59, widmet sich seit fast drei Jahrzehnten immer wieder aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen in seinen sowohl fiktionalen als auch dokumentarischen Arbeiten für Kino und Fernsehen. Er drehte unter anderem »Welcome to Sarajevo« über den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien und »Road to Guantanamo« über das Terroristen-Gefängnis der US-Regierung auf Kuba, aber auch leichtere Stoffe wie »24 Hour Party People« über die Musikszene Manchesters oder die launige, in England populäre Reality-Format »The Trip« mit Steve Coogan.
»An die erste Welle der Covid-19-Pandemie wird man sich für immer erinnern«, sagte Winterbottom laut »Variety« in einem Statement zu dem neuen Projekt, das er mit seiner eigenen Firma koproduziert, »eine Zeit, in der das Land zusammenkam, um einen unsichtbaren Feind zu bekämpfen. Eine Zeit, in der sich mehr Menschen denn je über die Wichtigkeit von Gemeinschaft bewusst wurden«.
Die Serie werde wahre Geschichten zu einem Panorama verknüpfen, von den Entscheidungen Boris Johnsons in Londons Downing Street Nummer 10 bis hin zum Krankenhauspersonal an den zahlreichen Fronten im ganzen Land, so Winterbottom, »eine Chronik der Bemühungen von Wissenschaftlern, Ärzten, Pflegekräften und Politikern, uns vor dem Virus zu beschützen«.
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