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Ravensburg/Bodenseekreis: Unten Obst anbauen und oben Strom erzeugen: Im Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee soll ein Modellversuch starten - SÜDKURIER Online

Kann unter einer Fotovoltaikanlage Landwirtschaft funktionieren? Um das herauszufinden, ging bei der Hofgemeinschaft Heggelbach (Kreis Sigmaringen) vor fünf Jahren die erste Versuchsanlage zur Agrofotovoltaik ans Netz: Unter Solarmodulen wurden Kartoffeln, Weizen und Sellerie angebaut.

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Doch können beispielsweise auch Äpfel oder Zwetschgen unter solchen Kollektoren wachsen? Das soll ein Projekt zeigen, das im Herbst am Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee (KOB) in Bavendorf an den Start geht. „Wir warten noch auf den offiziellen Bescheid, doch die Zusage, dass eine Modellanlage bei uns auf dem Gelände gefördert wird, haben wir bereits“, erklärt KOB-Geschäftsführer Manfred Büchele.

Während die Aufbauten in Heggelbach noch recht massiv gewesen seien, gebe es inzwischen „filigranere Lösungen“, wie Büchele sagt. Trotzdem würden die Bäume auch unter solchen Anlagen natürlich weniger Licht abbekommen.

In Heggelbach bei Herdwangen-Schönach begann 2016 der Versuch, Energie und Agrarprodukte gleichzeitig zu ernten.
In Heggelbach bei Herdwangen-Schönach begann 2016 der Versuch, Energie und Agrarprodukte gleichzeitig zu ernten. | Bild: Hanspeter Walter

„Wir wollen unter anderem herausfinden, wie sich dieser Lichtmangel auswirkt“, so Büchele. Gleichzeitig biete eine solche Agro-Fotovoltaikanlage aber auch Schutz vor zu viel Nässe. „Damit könnte man Pflanzenschutzmittel reduzieren – auch das werden wir untersuchen.“ Zusätzliche Hagelnetze seien dann ebenfalls nicht mehr nötig.

Ähnliche Projekte in Kressbronn und Meckenbeuren geplant

Neben der Modellanlage in Bavendorf liefen Verhandlungen für ähnliche Projekte in Meckenbeuren und Kressbronn. „Erfolgsversprechend ist es für die Umsetzung, wenn sich Landwirte, Stromanbieter und Anbieter für Fotovoltaikanlagen dafür zusammenfinden – dann hat jeder etwas davon“, sagt Büchele.

Auch aus dem westlichen Bodenseekreis sind noch Konzepte gefragt

Auch im westlichen Bodenseekreis – beispielsweise rund um Überlingen – oder im Kreis Konstanz suche man noch interessante Konzepte zur Agrofotovoltaik. „Wir selbst können diese nicht finanzieren, aber als KOB könnten wir solche Projekte begleiten“, so der KOB-Geschäftsführer. Interessierte können sich dafür beim Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee melden.

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„Für uns ist die Agrofotovoltaik-Modellanlage ein sehr spannendes Projekt, „weil wir noch nicht wissen, was da herauskommt“, sagt Büchele. Auch mit Blick auf den Klimawandel biete das Projekt viele Chancen. Dabei wird sicherlich auch die Frage der Akzeptanz solcher Anlagen in der Bodenseelandschaft eine Rolle spielen. All das könne man mit dem Projekt rausarbeiten und ausprobieren.

An der Nahtstelle zwischen Wissenschaft und Praxis

Für das Kompetenzzentrum Bodensee-Oberschwaben ist das nur eines von vielen Projekten. Das KOB ist eine privatrechtliche Stiftung mit rund 120 Mitarbeitern, die den Obstanbau in der Bodenseeregion und damit auch der Erhalt der dort gewachsenen Kulturlandschaft fördern soll. Dabei werden Aufgaben an der Nahtstelle zwischen Wissenschaft und Praxis übernommen.

In dieser Reihe wird das Ufo-System im Kirschenanbau erprobt. Dabei stehen die Stämme schräg und die Äste wachsen angebunden nach oben.
In dieser Reihe wird das Ufo-System im Kirschenanbau erprobt. Dabei stehen die Stämme schräg und die Äste wachsen angebunden nach oben. | Bild: Wieland, Fabiane

Auf Versuchsfeldern wird dabei auch wissenschaftliche Forschung im Obstbau betrieben. An drei Standorten umfasst die Anlage insgesamt rund 50 Hektar, 28 am zentralen Versuchsstandort, die restlichen in der näheren Umgebung. Neben Äpfeln, Kirschen oder Birnen wachsen hier inzwischen auch Feigen. „Feigen vom Bodensee – wir testen hier, ob die klimatischen Bedingungen einen Anbau in der Bodenseeregion möglich machen würden“, erzählt Büchele.

Manfred Büchele ist KOB-Geschäftsführer. Hier begutachtet er die Feigen auf dem Versuchsgelände.
Manfred Büchele ist KOB-Geschäftsführer. Hier begutachtet er die Feigen auf dem Versuchsgelände. | Bild: Wieland, Fabiane

Das KOB beschäftigt sich aber auch mit der Frage, wie Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft verringert werden können. „Und zwar vernünftig“, wie Büchele sagt. Denn man brauche trotzdem Obst in einer guten Qualität – der Kunde mache hier keine Kompromisse. „Wir trauen uns hier eine Reduktion von 30 bis 40 Prozent zu. Die vernünftige Verringerung von Pflanzenschutzmitteln liegt auch im Interesse der Landwirte und es besteht ein gesellschaftlicher Konsens.“

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Entscheidend hierfür seien schorfresistente Sorten. „Topaz, Bonita, Magic Star oder Freya – und wie sie alle heißen – wir haben diese Sorten bereits. Jetzt müssten sie in der Landwirtschaft in der Fläche verbreitet und auf dem Markt etabliert werden“, so Büchele.

Büchele: „Die Märkte sind konservativ“

Die Markteinführung neuer Orten ist dabei ein nicht ganz einfaches Geschäft. „Die Märkte sind konservativ“, weiß der KOB-Geschäftsführer aus Erfahrung. Neue Sorten müssten zunächst Akzeptanz finden – im Handel, beim Vermarkter, aber auch beim Verbraucher. Für den kompletten Prozess – von der Züchtung einer neuen Sorte bis zur Markteinführung – vergehen aktuell im Schnitt rund 25 Jahre.

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