Viele Leute suchen nach guten Webcams. Die Dell Ultrasharp Webcam und die Elgato Facecam sollen helfen. Sie müssen sich aber gegen Razer behaupten.
Seit dem anhaltenden Trend zu mehr Homeoffice gibt es immer mehr neue Technik für Videokonferenzen. Vorbei sind die Zeiten, in denen eine Logitech Brio auch Jahre nach ihrem Release als beste Webcam galt - und zwar spätestens, seit Razer mit der Kiyo Pro die für uns bislang beste Webcam herausgebracht hat.
Dem folgen nun auch Dell und Corsair (unter dem Markennamen Elgato) mit jeweils eigenen Webcams für das professionelle Heimbüro. Können die Dell Ultrasharp Webcam und die Elgato Facecam mit Razers hervorragender Kamera mithalten? Golem.de hat die beiden Kameras getestet und festgestellt: Die Zeit der Logitech Brio ist zwar tatsächlich vorbei, allerdings bietet nur eine der beiden neuen Webcams im 200-Euro-Segment wirklich eine wesentlich bessere Bildqualität.
Um das Bild der Kameras zu testen, haben wir die jeweils mitgelieferte Software verwendet. Es sollen hier Auflösungen und die generelle Qualität der Kameras überprüft werden. Programme wie Microsoft Teams und Zoom können das Bild durch Kompression und den Flaschenhals Internet verschlechtern. Also Vorsicht: Im praktischen Einsatz hängt die Bildqualität auch immer von der eigenen Netzwerkinfrastruktur und der verwendeten Videokonferenzsoftware ab.
Anschluss per USB-C
Die Dell Ultrasharp Webcam und die Elgato Facecam kommen beide mit einem USB-C-Kabel und einem Clip. Damit können sie etwa auf einem Bildschirm oder einem kleinen Tischstativ befestigt werden. Die Kameras haben zudem Schraubgewinde, die auf unser kleines Dreibein passen.
Das wundert nicht, hat die Logitech Brio den Standard USB-C und die Monitorklemme bereits vor einigen Jahren eingeführt und so gewisse Erwartungen standardisiert. Auch Razers Kiyo Pro ist mit Klemme und USB-C-Anschluss plus passendem Kabel ausgestattet.
Alle Webcams haben zudem eine Kappe, mit der wir die Kameralinse abdecken können.
Kunststoff gegen Metall
Nach dem ersten Auspacken merken wir bereits einen Qualitätsunterschied: Die Elgato Facecam wirkt mit ihrem Kunststoffgehäuse nicht unbedingt hochwertig. Dells Ultrasharp Webcam wird hingegen in ein Aluminiumgehäuse gesteckt, das gleich wertiger aussieht. Gleiches galt für uns auch beim Test der Razer Kiyo Pro.
Das bedeutet natürlich nicht, dass die Elgato-Kamera direkt schlechter dasteht. Einige User werden etwa den nach hinten ragenden USB-C-Anschluss praktischer finden. Bei der Dell-Kamera ist der Port tiefer im Gehäuse verbaut, ragt nach unten heraus und ist daher in einigen Situationen schlechter erreichbar, etwa wenn die Kamera auf einem Dreibein montiert ist.
1080p gegen 4K
Letztlich kommt es bei einer Webcam aber natürlich vor allem auf eine gute Bildqualität an. Sie ist der Grund, warum wir 200 Euro in die Hand nehmen und nicht einfach die 720p-Webcam unseres Notebooks verwenden. Die Elgato Facecam und Dells Ultrasharp unterscheiden sich hier bereits auf dem Papier: Die Facecam ist für 1080p bei 60 Hz ausgelegt, während die Ultrasharp auch 4K (3.840 x 2.160 Pixel) bei 30 Hz unterstützt.
Durch die höhere Bildfrequenz sehen schnelle Bewegungen mit der Elgato-Kamera entsprechend flüssiger aus. Sie eignet sich allein dadurch eher für Menschen, die sich vor der Kamera viel bewegen. Allerdings wirkt das Bild bei normal heller Raumbeleuchtung bei näherem Hinsehen doch recht verrauscht. Wir fühlen uns an die Logitech Brio erinnert, die im gleichen Bildausschnitt ebenfalls mit Rauschen auffällt.
Corsair versucht, diese Artefakte mit einer Rauschunterdrückung zu verstecken. Dadurch wird das gesamte Bild aber einfach nur weichgezeichnet und wir werden entsprechend unscharf dargestellt. Den Filter können wir daher getrost ignorieren.
In Videokonferenzen ist die 4K-Auflösung der Dell-Webcam eindeutig besser. Auch kann die Kamera durch eine sattere Farbdarstellung und einen weiteren Aufnahmewinkel punkten.
Die Dell Ultrasharp Webcam ist die einzige Kamera in unserem Testsetup, die nativ auch 4K bei 30 Hz unterstützt. Schalten wir die höhere Auflösung ein, merken wir eine Bildverzögerung von mehreren 100 Millisekunden. Auch sind Handbewegungen und Gesten hier merklich abgehackter. Dafür sehen Konturen und Details schärfer aus und das typische Bildrauschen fällt weniger stark auf. Ganz verschwinden kann es aber auch hier nicht - das ist bei keiner der Webcams der Fall.
Voll mit unnötigen Features
Wie die Razer Kriyo Pro hat auch Dells Kamera einen integrierten Autofokus, der ähnlich erratisch den Fokuspunkt wechselt. Wir würden daher empfehlen, diese Funktion auszuschalten, genauso wie das in der Theorie interessante und in der Praxis reichlich unnütze KI-Auto-Framing.
Dabei versucht die Software Dell Peripheral Manager, je nach unserer Sitzposition immer auf das Gesicht zu zoomen. Das Feature ist allerdings viel zu langsam und macht uns in der Teamsitzung eher zum Clown als zum Profi. Daher: abschalten und vergessen.
Ansonsten ist Dells mitgelieferte Software, die mit Anschließen der Kamera direkt installiert wird, funktional und übersichtlich genug. Wir können aus vier verschiedenen Farbprofilen wählen oder unser eigenes Profil erstellen. Feineinstellungen wie die Farbsättigung, Farbtemperatur, Belichtung und Kontrast können wir mittels Schieberegler nach Belieben anpassen.
Wir können auch aus diversen Sichtfeldern auswählen: Die Dell-Kamera unterstützt maximal 90 Grad und ist mit der Logitech Brio daher auch für Gruppenaufnahmen besser geeignet. Die Elgato Facecam ist mit ihren 83,2 Grad mehr für Einzelpersonen geeignet, während die Razer Kiyo Pro mit 103 Grad sogar etwas mehr Freiraum lässt. Genug Spielraum haben wir aber bei allen Kameras.
Ein nettes Extra: Dells Webcam kann auch für die Anmeldung mit Windows Hello verwendet werden. Eine entsprechende Option bietet Dell direkt in der App an.
Helligkeitseinstellung mit ISO-Wert
Corsairs Software für die Elgato Facecam wird nicht direkt mit dem Produkt mitgeliefert. Das Camera Hub laden wir uns etwas weniger intuitiv über die Support-Webseite herunter. Das Programm ist wie Dells Pendant übersichtlich gestaltet. Diverse Schieberegler lassen uns Kontrast, Sättigung und Schärfe der Kamera einstellen.
Toll finden wir die manuellen Belichtungsmöglichkeiten, die hier wie bei einer richtigen Vollformatkamera in Verschlusszeiten von 1/2000 s bis ¼ s eingestellt werden können. Auch können wir den ISO-Wert, also die digitale Nachbelichtung, unabhängig davon einstellen. Wir haben allerdings das Gefühl, dass die automatische Belichtung in unserem Heimbürosetup etwas zu niedrig ausfällt und wir stets zu dunkel wirken. Gut also, dass die Kamera auch manuell eingestellt werden kann.
Da bei der Elgato Facecam diverse vorgefertigte Farbprofile fehlen, ist hier etwas mehr manuelle Einstellungsarbeit gefragt. Die Kamera erfordert also zumindest etwas Vorwissen. Auch schade: Wir haben keine Möglichkeit gefunden, unser Farbprofil abzuspeichern.
Allerdings lassen sich Einstellungen direkt auf der Kamera abspeichern. Das hat dann den Vorteil, dass die Einstellungen bleiben, auch wenn wir die Facecam an einem anderen Gerät ohne Software betreiben wollen.
Grundsätzlich funktionieren beide Webcams auch komplett ohne Software. Der Plug-and-Play-Ansatz war ja bereits bei der Logitech Brio bekannt. Allerdings verzichten wir dann auf diverse Einstellungsmöglichkeiten und sehen entsprechend nicht unbedingt farbenfroh im nächsten Meeting aus.
Elgato und Dell verkaufen ihre jeweilige Webcam für etwa 200 Euro in den eigenen Onlineshops. Beide Kameras werden mit Klemme und USB-C-Kabel ausgeliefert.
Fazit
Würden wir eine neue Nummer Eins unter den 200-Euro-Webcams küren, wäre es für uns ganz klar die Dell Ultrasharp Webcam. Im Vergleich zu unserem bisherigen Favoriten - der Razer Kryo Pro - liefert sie ein sichtbar schärferes Bild ab und kann zudem ein besseres Sichtfeld abdecken. Kein Wunder: Hier wird ein 4K-Sensor mit 30 Hz Bildfrequenz verbaut.
Auch softwareseitig bietet Dell ein schön übersichtliches Gesamtpaket, das vorgefertigte Profile und eigene Anpassungen ermöglicht. Grundlegende Funktionen wie automatische Weißabgleiche, Autofokus und ein (allerdings eher unsinniges) Auto-Framing runden das Angebot ab.
Wenn die Elgato Facecam mit Dells Webcam konkurrieren will, müsste sie eigentlich mindestens 50 Euro günstiger sein. Das 1080p-Bild erscheint uns etwas besser als bei der veralteten Logitech Brio. An Razers Kiyo Pro, die durch solide Softwarefilter ein besseres Bild in 1080p abliefert, kommt die Kamera aber nicht heran, und schon gar nicht an die 4K-Kamera von Dell.
Corsairs Kamera ist grundsätzlich auch mit einer guten Software ausgestattet, die mehr Flexibilität bei der Helligkeitsanpassung bietet. Die reichlich unnütze Rauschunterdrückung und das etwas zu stark rauschende Bild schrecken uns aber eher ab.
Damit ist klar: Dells Ultrasharp ist für uns die beste Webcam für 200 Euro. Die Elgato Facecam ist hingegen ein solider Ersatz für die Logitech Brio. Die wurde ja aber bereits vorher von der Razer Kiyo Pro abgelöst.
https://ift.tt/2WAa9dN
Wissenschaft & Technik
Bagikan Berita Ini
0 Response to "Neue Webcams im Test: Dell und Elgato wollen Razer ablösen - Golem.de - Golem.de"
Post a Comment