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Ultra-Kurzdistanz-Beamer im Test: Wir missachten die Abstandsregel - Golem.de - Golem.de

Unser Test von drei 4K-Laserprojektoren zeigt: Das Heimkino war selten so einfach aufzuwerten.

Ein Test von Martin Wolf
Wir haben drei Ultra-Kurzdistanzprojektoren getestet.
Wir haben drei Ultra-Kurzdistanzprojektoren getestet. (Bild: Martin Wolf / Golem.de)

Auf dem Markt für Projektoren haben sich drei Leuchtmittel etabliert: die klassische Lampe, LEDs und Laser. Letzterer kombiniert die Vorteile der beiden anderen - ohne die Nachteile wie schwache Lichtausbeute bei LEDs und kurze Lebensdauer bei Lampen. Laserprojektoren benötigen wenig Energie und punkten meist bei der Farbdarstellung - dafür kosten sie auch mehr und die Geräte sind oft größer als LED-Projektoren.

Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass die Hersteller momentan Laser bevorzugt in Ultra-Kurzdistanz-Projektoren einsetzen. Diese müssen nicht unbedingt kompakt sein, weil das Licht von unten direkt an die Wand geworfen wird und das Gerät den Platz des Fernsehers einnimmt. Statt einen optischen Zoom zu nutzen, rückt man den Projektor einfach um ein paar Zentimeter von der Wand weg und das Bild wird größer. Hier kann die Technologie all ihre Vorteile ausspielen und die Kundschaft bekommt einen vollwertigen TV-Ersatz, ohne sich eine aufwendige Heimkino-Anlage mit Deckenaufhängung und Kabelsalat installieren zu müssen - theoretisch zumindest.

In unserem Test von drei aktuellen Geräten bemerken wir schnell, dass einige Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um hochauflösende Filme an der heimischen Wand genießen zu können. Dazu gleich mehr - zunächst stellen wir unser Testfeld vor.

Wir haben uns 4K-Kurzdistanzprojektoren der Firmen Samsung, LG und Optoma bestellt, die drei Preisklassen abdecken. Dabei ist der Optoma CinemaX P2 mit unter 3.000 Euro am günstigsten, Samsungs The Premiere LSP9T mit über 5.000 Euro am teuersten. Dazwischen liegt LGs HU85LS mit etwas über 4.000 Euro.

Eines vorweg: Alle drei Geräte sind leicht aufzustellen und einzurichten und bieten wesentlich besseren Ton als Fernseher oder herkömmliche Projektoren. Um ein möglichst gutes Bild zu bekommen, sollte die Wand komplett gerade und die Oberfläche frei von Unebenheiten sein.

Wir haben zunächst versucht, den Test mit einer großen Leinwand durchzuführen, bemerkten aber schnell Wellen, die wir bei normalen Projektoren nie wahrgenommen hatten. Selbst Bürowand, die mit bloßem Auge betrachtet plan aussieht, zeigte an einer Stelle, an der zwei Rigips-Platten aneinander montiert waren, eine leichte Wölbung.

Wer also auf Perfektion besteht - was wir bei dieser Geräteklasse durchaus nachvollziehen können - sollte schon mal die Maler anrufen und Putz anrühren oder sich mit der Idee anfreunden, das Wohnzimmer statt mit einem riesigen Fernseher mit einer straff gespannten Leinwand zu zieren. Hierfür bieten einige Hersteller speziell für die extrem nahe Aufstellung geeignete Leinwände an, die das Umgebungslicht von der Decke reduzieren sollen. Trotzdem können selbst die lichtstärksten Projektoren keinen modernen Flachbildschirm schlagen, wenn es um den Kontrastumfang in beleuchteten Räumen geht. Prinzipbedingt flaut das große Bild ab, sobald zu viel Streulicht auf die Leinwand fällt. In abgedunkelten Räumen beeindrucken uns aber alle drei Modelle. Ein Wort noch zum Regenbogeneffekt: er ist bei allen drei Geräten vorhanden und tritt je nach Bildinhalt mal stärker und mal schwächer auf.

Der Optoma-Projektor ist eine schlichte rechteckige Box mit hellgrauer Stoffbespannung an der Front, wo die Lautsprecher sitzen. Mit etwas über 10 kg ist er kein Leichtgewicht, aber durchaus noch innerhalb des Hauses transportabel. Was uns sofort auffällt, ist die Menge an Anschlüssen: Drei HDMI 2.0 Ports mit HDCP 2.2 und ein weiterer mit ARC-Unterstützung. Dreimal USB 2.0, RJ 45, SPDIF und Audio bieten genügend Möglichkeiten für allerlei Geräte. Besonders sinnvoll finden wir den seitlichen HDMI- und USB-Anschluss. Da der Projektor recht nah an der Wand steht, ist das hilfreich, um mal eben schnell eine weitere Quelle hinzuzufügen, ohne den Beamer zu verrücken.

Nach dem Einschalten erscheint innerhalb von 20 Sekunden ein sehr helles und gleichmäßig ausgeleuchtetes Bild. Die Einrichtung ist schnell abgeschlossen, die kleine Fernbedienung ist trotz nur weniger beleuchteter Knöpfe vollkommen ausreichend und kann per USB-C geladen werden. Das Gerät selbst bleibt unhörbar leise.

Bei näherer Betrachtung finden wir die Farbeinstellungen etwas übersättigt, gerade Gelbtöne wirken leicht unnatürlich. Das liegt daran, dass der Projektor ein Farbrad und nur eine Laserlichtquelle verwendet. Dafür punktet er mit hohen Helligkeitswerten.

Im 4K-Filmszenario fallen solche Details nur dem geschulten Auge auf, hier überwiegt der gute Gesamteindruck. Wer den Projektor für Spiele nutzen möchte, muss sich allerdings auf einige Einschränkungen gefasst machen. Wir finden die Latenz mit über 100 ms im Bild-Modus "Spiel" bei 1080p inakzeptabel. Um sie auf rund 70 ms zu reduzieren, muss ein weiterer Menüpunkt namens "Gaming Modus" aktiviert werden. Warum der Hersteller diese Funktion so versteckt hat, wird uns schnell klar: Nach dem Umschalten mit fünfsekündigem Schwarzbild verschlechtert sich die Darstellungsqualität. So flimmern harte Kanten mitunter, das Bild wirkt überschärft, man sieht eindeutig, dass die Verzerrungskorrektur deaktiviert wird.

  • Der Optoma CinemaX P2 hat Stereo-Lautsprecher hinter der Frontblende. (Bild: Martin Wolf / Golem.de)
Der Optoma CinemaX P2 hat Stereo-Lautsprecher hinter der Frontblende. (Bild: Martin Wolf / Golem.de)

Dafür ist der Ton ziemlich gut. Der Optoma kann mit zwei 19-Watt-Lautsprechern und solidem Klang überzeugen. Allerdings nur solange man die Lautstärke nicht allzu weit aufdreht. Schnell scheppert es und gerade in den Mitten und beim Bass fehlt es an Definition. Er klingt jedoch immer noch um Welten besser als jeder herkömmliche Projektor oder Flachbildschirm.

So ist es nur folgerichtig, dass der Projektor auch als Bluetooth-Lautsprecher verwendet werden kann - eine entsprechende Auswahloption erscheint beim Druck auf den Knopf zum Ausschalten.

Android ohne Play Store

Das System des CinemaX P2 basiert auf Android, ihm fehlt jedoch der Play Store und damit viele Apps - Netflix und Youtube sind vorhanden. Wir würden dazu raten, die smarten Funktionen des Projektors zu ignorieren und ihn stattdessen mit einem preiswerten externen Streaminggerät wie etwa einem Fire TV Stick oder einem Chromecast nachzurüsten. Gut finden wir, dass es eine Präsentationsapp gibt, etwa für Ladengeschäfte oder digitale Beschilderung.

Sperriger Name, sperriges Gerät: Der LG HU85LS ist fast 70 cm breit und damit der größte Projektor in unserem Test. Auch er ist eine weiße, kantige Box mit grauer Stoffbespannung an der Front, mit über 12 kg wiegt er zudem mehr als die beiden anderen Projektoren.

Einmal aufgestellt ist es nicht mehr so einfach, an die rückseitigen Anschlüsse zu kommen. Der Projektor hat nur zwei HDMI-Eingänge, von denen einer HDCP-2.2.kompatibel ist. Bei unserem Modell fehlt zudem der Antenneneingang, der in der Ausstattungsvariante für andere Ländern vorhanden ist. Zweimal USB, RJ45 und Audiobuchsen machen die schmale Anschlusspalette des LG-Projektors komplett.

Nach dem Einschalten mit der recht großen beleuchteten Fernbedienung ist innerhalb von 20 Sekunden ein Bild auf der Leinwand, die Ersteinrichtung ist mit dem Annehmen verschiedener Datenschutzerklärungen und dem wahlweisen Anmelden bei Streamingdiensten wie Netflix, Maxdome und Youtube schnell abgeschlossen.

Danach begrüßt uns die von LG-Fernsehern bekannte WebOS-Oberfläche, die reaktionsfreudig und übersichtlich merklich bessere Funktionen bietet als beim Gerät von Optoma. Dafür rauscht der Projektor etwas lauter, direkt daneben und davor ist ein leises Sirren zu vernehmen.

  • Der LG HU85LS ist der größte Projektor im Test. (Bild: Martin Wolf / Golem.de)
Der LG HU85LS ist der größte Projektor im Test. (Bild: Martin Wolf / Golem.de)

Das Bild ist weniger hell, dafür gefällt uns die Farbdarstellung umso besser. Der LG HU85LS hat separate Chips für die Farbkanäle Rot und Blau sowie einen Filter für Gelb. Er kann so bis zu 12-Bit Farbtiefe darstellen. Der Bildeindruck ist entsprechend besser als beim Optoma. Wir finden auch die Latenz schon ohne Spielmodus mit rund 60 ms akzeptabel - ist er aktiviert, sinkt sie auf rund 50 ms. Das Bild ist bis in die Kanten sehr scharf und lässt sich leicht mit dem unter einer kleinen Klappe an der Oberseite des Projektors befindlichen Fokusrad justieren.

Bewegungssteuerung mit übergroßer Fernbedienung

Wir bemerken auch schnell die höhere Tonqualität im Vergleich zum Optoma. Zwar sind nur zwei 5-Watt-Lautsprecher verbaut, diese klingen sehr sauber und sowohl die Stereo-Separation als auch die Tiefen und Mitten hören sich merklich besser an.

Die Fernbedienung ist mit einer Bewegungskontrolle ähnlich der Wiimote ausgestattet, was Texteingaben und die Nutzung des integrierten Browsers vereinfacht. Wir finden sie aber zu groß - sie hat ein komplettes Nummernfeld, das wegen des eingesparten Tuners keinerlei Mehrwert bietet. Dafür wird sie beim Anheben automatisch beleuchtet.

Der teuerste Projektor in unserem Test ist auch der kompakteste. Mit etwas über 11 kg Gewicht ist er ebenfalls recht schwer. Im Gegensatz zu den beiden anderen Herstellern setzt Samsung auf abgerundete Kanten und eine weiße Lack-Optik, die nur durch die graue Stoffbespannung an der Front unterbrochen wird.

Nach dem Einschalten dauert es weniger als 10 Sekunden, bis ein Bild erscheint. Die Ersteinrichtung fragt einige Anmeldedaten für die üblichen Streamingdienste ab und wir müssen wie beim LG-Projektor eine Datenschutzerklärung abnicken. Mit den Projektionseinstellungen tun wir uns zunächst schwer. Das helle Bild ist einfach zu groß für unsere Wand! Im Menü findet sich allerdings eine sehr simple Fokuseinstellung, die es uns ermöglicht, den Projektor noch näher an der Wand zu betreiben und trotzdem bis in die Ecken ein scharfes Bild zu erhalten.

Die Farben, die Helligkeit und der Kontrastumfang sind den beiden Konkurrenzgeräten überlegen, weil separate Laser für Rot, Grün und Blau eingesetzt werden. Auch der Ton klingt um einiges besser als beim Optoma- und beim LG-Projektor. Das liegt daran, dass Samsung vier 10-Watt-Lautsprecher verbaut, die alle Frequenzbereiche gut abdecken. Selbst sehr tiefe Bässe bewältigt der LSP9T. Damit ist er auch als Ersatz für eine Stereoanlage nutzbar, wenn man nicht gerade höchste Ansprüche stellt oder auf Surround-Sound besteht.

Tizen statt WebOS oder Android

Das Betriebssystem ist von Samsung-TVs bekannt und lediglich durch einige projektorspezifische Menüpunkte ergänzt worden. Es ist solide, jedoch unserer Meinung nach nicht so benutzerfreundlich wie LGs WebOS. Dafür punktet Samsung mit der Ausstattung auch abseits von Bild und Ton: Im LSP9T sind nämlich Kabel- und Satellitentuner verbaut.

  • Samsungs The Premiere LSP9T ist der kompakteste Projektor im Testfeld. (Bild: Martin Wolf / Golem.de)
Samsungs The Premiere LSP9T ist der kompakteste Projektor im Testfeld. (Bild: Martin Wolf / Golem.de)

So kann der Projektor wirklich ein komplettes Fernseh-Setup ersetzen. Dafür spricht auch die Latenz von 50 ms im Spielemodus (rund 80 ms ohne), die für viele Spiele ausreicht. Der Projektor ist im Betrieb geringfügig lauter als das Gerät von Optoma, und merklich leiser als LGs HU85LS.

Kritikwürdig finden wir lediglich die spartanische Fernbedienung. Sie hat kaum Knöpfe, keine Bewegungssteuerung und ist auch nicht beleuchtet - Samsung setzt hier eindeutig auf Sprachbedienung.

Der Optoma CinemaX P2 kostet derzeit rund 2.720 Euro, LGs HU85LS rund 4.230 Euro und Samsungs The Premiere LSP9T rund 5.100 Euro.

Fazit

Viel Bild fürs Geld - so lautet unser Fazit nach dem Test der drei Ultra-Kurzdistanzprojektoren. Dank Lasertechnologie gehören laute Heizlüfter zumindest im mittleren und oberen Preissegment der Vergangenheit an. Hinzu kommen die Smart-TV-Funktionen der Geräte, die mitunter einen Fernseher überflüssig machen können. Samsungs The Premiere LSP9T ist nicht nur in puncto Ausstattung dank des verbauten Tuners der klare Testsieger. Bild- und Tonqualität sind eindeutig besser als bei den beiden preiswerteren Projektoren. Weil er leichter und kompakter ist, lässt er sich natürlich auch besser verstauen und transportieren.

Auf Platz zwei landet LGs HU85LS, der in unseren Breiten auf TV-Empfang ohne Set-Top-Box verzichten muss, aber mit ebenfalls hervorragendem Bild und Ton überzeugt. Hinzu kommen die gute Bedienbarkeit mit der beleuchteten Magic Remote und mit WebOS das beste Smart-TV-System im Testfeld.

Optomas CinemaX P2 liegt preislich so weit unter den beiden Konkurrenten, dass wir Abstriche in der Farbdarstellung und der Tonwiedergabe verzeihlich finden. Das Bild ist trotz alledem immer noch gut, die Lichtstärke sogar hervorragend. Lediglich bei der Latenz ist noch Luft nach oben, der Spielemodus überzeugt uns bei der Bildqualität nicht. Das minimale Android-System sollte man ignorieren und stattdessen für Smart-TV-Funktionen einen Streaming-Stick nachrüsten. Dank Anschlussvielfalt ist das jedoch kein Problem.

Optoma CinemaX P2 LG HU85LS Samsung The Premiere LSP9T
Lichtstärke in ANSI-Lumen 3000 2700 2800
Farbraumabdeckung Rec. 709 120% 130 % 120 %
Maximale Bilddiagonale 305 cm 305 cm 330 cm
Anschlüsse Miniklinke, Optisch, HDMI 1.4a, 2.0 (HDCP 2.2, HDR 10), USB, RJ 45 Optisch, HDMI 1.4a, 2.0 (HDCP 2.2, HDR 10), USB, USB-C, RJ 45 Optisch, HDMI 1.4a, 2.0 (HDCP 2.2, HDR 10), USB, USB-C, RJ 45, Antenne
Funk WLAN, Bluetooth WLAN, Bluetooth WLAN, Bluetooth
3D Ja Nein Nein
Stromverbrauch Bis zu 345 Watt Bis zu 350 Watt Bis zu 410 Watt
Lautsprecher Anzahl / Watt 2 / 19 Watt 2 / 5 Watt 4 / 10 Watt
Lebensdauer Leuchtmittel Bis zu 30.000 Stunden Bis zu 20.000 Stunden Bis zu 20.000 Stunden
Gewicht 11 kg 12,2 kg 11,5
Maße 560 x 380 x 130 mm 680 x 347 x 128 mm 550 x 367 x 128 mm
Spezifikationen der getesteten Projektoren

Einen Nachteil haben die Kurzdistanzprojektoren allerdings alle: Unebenheiten auf der Projektionsfläche sind stark zu sehen. Das mag in der Büroumgebung nicht weiter stören, wo der Vorteil überwiegt, dass eine aufwendige Verkabelung entfällt. Im Heimbereich kann dieses Manko jedoch ein Ausschlusskriterium darstellen.

Wir sind dennoch überrascht, welchen Unterschied die Lasertechnologie im Wohnzimmer macht. Zuvor hatten wir solche Ultra-Kurzdistanz-Projektoren meist auf Präsentationen bewundert, wo ihre Vorteile nur visuell herausstachen, aber Details wie der leichte Aufbau untergingen. Wer nach einem dezenten und gut klingenden Ersatz für teure große Fernseher sucht, sollte diese Produktkategorie im Auge behalten - oder sich für eines der von uns getesteten Geräte entscheiden, wir können alle drei je nach Einsatzszenario und Budget empfehlen.

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