Mit schnellem Prozessor, viel RAM und integrierter Intel-GPU soll der OneXPlayer zum stärksten Spiele-Handheld werden. Das klappt zumindest teilweise.
Wenn wir im Hardware-Test einer mobilen Spielkonsole Benchmarks mit Cinebench laufen lassen und mit 3772 Punkten ein ziemlich gutes Ergebnis bekommen, muss der Hersteller einiges richtig gemacht haben - zumindest in Hinblick auf die schiere Leistung. Sie überzeugte uns restlos - perfekt ist der OneXPlayer dennoch nicht.
Gestartet war das Projekt am Jahresanfang 2021 mit einer Crowdfunding-Kampagne auf Indiegogo, innerhalb kürzester Zeit fuhr es über eine Million US-Dollar Unterstützung ein. Dazu dürfte die erfolgreiche Geschichte des Herstellers mit tragbaren PCs ebenso beigetragen haben wie die hochgezüchteten Spezifikationen des OneXPlayer: 2.560 x 1.600 Pixel Auflösung des 8-Zoll-Touchscreens, Quadcore-Prozessoren von Intel, ein 15.000-mAh-Akku und hochwertige Controller für einen Preis ab 650 Euro sind ein gutes Angebot.
Nachdem die ersten Geräte im August 2021 ausgeliefert wurden, legte One Netbook nun nach. Unser Testgerät hat einen Core i7-1195G7 aus der Generation Tiger Lake, er integriert eine Iris-Xe-Grafikeinheit, die auf den gemeinsamen, 16 GByte umfassenden LPDDR4X-4266-Speicher zugreifen kann.
Auf der NVMe-SSD ist mit 1 TByte auch genügend Platz für aktuelle Titel. Mit der Hardware-Ausstattung können wir also auf jeden Fall spielen, aber die allein macht noch keine gute Konsole aus.
Apropos gute Konsole: Auch wenn die Switch hier in der Überschrift auftaucht - wir haben in diesem Test darauf verzichtet, die OneXPlayer 1S mit den geschlossenen Systemen anderer Hersteller zu vergleichen. Zu unterschiedlich sind die Herangehensweisen und damit auch die Zielgruppen. Der OneXPlayer richtet sich eher an Menschen, die einen vollwertigen PC zum Zocken unterwegs suchen - mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt. Darauf gehen wir später noch näher ein, zunächst schauen wir uns das Handheld näher an.
Beim Auspacken fällt uns direkt auf, dass eine robuste Tasche im Lieferumfang enthalten ist. Ebenso finden wir eine separate Kiste mit einer kleinen Tastatur samt Touchpad. Letztere legen wir nach dem Windows-Login sofort wieder beiseite, denn nicht nur sind Anschlag und Tippgefühl absolute Baumarkt-Klasse; sie liegt noch nicht einmal plan auf dem Tisch auf und wackelt bei jeder Berührung.
Dafür überzeugen Haptik und Verarbeitungsqualität des OneXPlayer 1S umso mehr.
Mit ihren über 800 Gramm Gewicht liegt die Hybridkonsole ziemlich schwer in der Hand. Trotzdem wurden uns die Arme selbst bei längerer Benutzung nicht lahm. Das Controller-Layout sorgt für ein angenehmes Spielgefühl, dazu tragen die guten Analogsticks und die Tasten mit klaren Druckpunkten entscheidend bei.
Das D-Pad könnte unserer Meinung nach etwas weniger weich reagieren, aber das ist Geschmackssache. Die vier Schultertasten finden wir ebenfalls sehr gelungen und gut platziert. Der Netzschalter fungiert auch als Fingerabdrucksensor, ist aber leider exakt mittig auf der Rückseite eingelassen. Somit müssen wir zum Einschalten und Entsperren immer die Hand vom Gerät nehmen.
Nützlich sind ein paar separate Knöpfe für die Einblendung der Tastatur, die Rückkehr zum Desktop und die Lautstärkeregelung. Letztere dienen auch dazu, die Taktrate der CPU zu drosseln, um das Lüftergeräusch zu reduzieren.
Den gegenteiligen Effekt hat die mit "Turbo" beschriftete Taste. Unter Last rauscht die kleine Konsole deutlich hörbar. Wer also aktuelle Titel spielen möchte, sollte sich Kopfhörer aufsetzen. Die Wärmeableitung zur Oberseite funktioniert tadellos, das Gerät selbst bleibt kühl.
Kopfhörer sind aber auch aus einem weiteren Grund angeraten: Der Klang der verbauten Lautsprecher ist zugleich blechern und muffig - was auf Grund der Größe der Konsole aber auch verständlich ist.
Wenn wir schon bei den Kritikpunkten sind, sollte auch die Vibrationsfunktion zur Sprache kommen. Positiv können wir über sie nur sagen: Sie ist vorhanden. Anscheinend kennt sie aber nur zwei Zustände: an oder aus. Dabei hat sie jedoch keine echte Kraft, sondern fühlt sich eher an, als würden wir eine laufende Mikrowelle berühren. Leider kann sie im System nicht dauerhaft deaktiviert werden, das muss auf Spielbasis getan werden.
Auf der Rückseite hat der OneXPlayer 1S einen kleinen Klappständer aus Metall, der einen halbwegs robusten Eindruck vermittelt, aber nur einen sehr beschränkten Radius hat.
Der Bildschirm ist schon fast zu hochauflösend, die Blickwinkelstabilität ist angesichts der Tatsache, dass man wohl in den meisten Fällen direkt aufs Display schaut, vollkommen in Ordnung. Sie ist aber ebenso wie die Helligkeit von durchschnittlich 357 Candela pro Quadratmeter nicht überragend. Trotzdem wirkt das Bild extrem scharf und mit einer Abdeckung von 99 Prozent des sRGB-Farbraumes werden Farben gut dargestellt.
Kommen wir aber nun zur eigentlichen Hauptsache: den Spielen.
Wir waren auf Grund der verbauten Intel-Grafik zunächst skeptisch, wie sich der OneXPlayer in grafiklastigen Spielen schlagen würde - schließlich gab es immer wieder Berichte über Kompatibilitätsprobleme und unzureichende Treiberunterstützung. Um es kurz zu machen: Nicht alle Spiele laufen auf Anhieb, manche (wie Forza Horizon 5) weigerten sich komplett zu starten, andere hingegen (wie Assassin's Creed Origins) kämpften mit Grafikfehlern. Ab und zu kam es auch vor, dass sich ein Spiel zunächst nicht öffnen ließ, beim zweiten oder dritten Anlauf dann aber doch funktionierte (Ghost Recon Wildlands).
Die meisten älteren Titel funktionierten bei uns jedoch ohne weiteres und wir sind optimistisch, dass Intel mit neuen Treibern die meisten Probleme in den Griff bekommen kann. Wer sich den OneXPlayer kaufen möchte, sollte also vorher ein wenig Zeit zur Recherche investieren um herauszufinden, ob die eigenen Favoriten laufen. Dabei ist der große Vorteil des Windows-basierten Handhelds, dass so ziemlich jedes erdenkliche Spiel der vergangenen Jahrzehnte für wenig Geld gekauft und gezockt werden kann.
Das betrifft natürlich nicht nur native PC-Spiele. Auch wenn wir aus rechtlichen Gründen hier nicht in die Tiefe gehen wollen: Der OneXPlayer ist ein Emulationsmonster. Nahezu alle Konsolen bis hin zur Playstation 3 lassen sich mit wenigen Abstrichen nutzen. Bei Problemen hilft auch ein Blick in die Reddit-Community für die Konsole.
Beeindruckt hat uns aber vor allem, dass wir einfach Assassin's Creed Unity, Rise of the Tomb Raider und Forza Horizon 4 unterwegs spielen konnten - und zwar nicht auf den niedrigsten Grafikeinstellungen und mit Bildraten in den 20ern. Das geht zwar auch mit einem Spiele-Laptop, doch der braucht einiges mehr an Platz.
Kein Laptop-Ersatz, aber zum Arbeiten gut geeignet
Natürlich lässt sich die Konsole auch zum Arbeiten einspannen. Wir fanden das sogar ein recht praktisches Einsatzszenario. Dank der leistungsfähigen Hardware konnten wir problemlos 4K-Videos schneiden und sogar in Blender arbeiten. Wer also im Hotelzimmer seinen TV als Monitor benutzt und Funkmaus und -tastatur einpackt, kann den OneXplayer als vollwertigen Mini-PC einsetzen. Per USB-C kann er 4K mit 60 Hertz an externe Bildschirme ausgeben.
In diesem Fall ist die Konsole aber besser in der Nähe der Steckdose aufgehoben. Die Akkulaufzeit ist bei anspruchsvollen Anwendungen und Spielen nämlich recht kurz. Nach einer halben Stunde Forza Horizon 4 zeigte uns Windows lediglich 55 Prozent Restkapazität an. Insgesamt kamen wir bei Volllast auf rund 90 Minuten Spielzeit. Wer hingegen nur Videos schaut oder Bürotätigkeiten ausübt, sollte bei ungefähr 8 Stunden landen. Dabei helfen natürlich auch eine verringerte Bildschirmauflösung und -helligkeit.
Natürlich ließe sich der OneXPlayer auch mit Linux betreiben - und einige aus der Nutzerschaft haben das bereits mit Ubuntu und PopOS ausprobiert. Hier wird die Spieleauswahl zwar etwas eingeschränkt und das ohnehin schon leicht frickelige Gesamtgefühl nimmt noch einmal stark zu. Zumindest sind die eingesetzten Komponenten aber alle durch Treiber abgedeckt. Windows 11 lässt sich mit einem BIOS-Update auch installieren.
Unser Testmuster wurde uns freundlicherweise vom Dragonbox Shop zur Verfügung gestellt, wo das Gerät für 1.250 Euro mit deutscher Gewährleistung und aktuellen Updates erhältlich ist. Alternativ kann der OneXPlayer für einen ähnlichen Preis auch direkt aus Asien importiert werden. Aber Achtung: obwohl er CE-konform ist, fehlt dann der Aufkleber. Das kann zu Problemen beim Zoll führen.
Fazit
Mit einer echten Spielkonsole kann man den OneXPlayer 1S nicht vergleichen. Das liegt zum einen daran, dass er allen klassischen Handhelds in puncto Leistung gnadenlos überlegen ist. Zum anderen verlangt die Mischung aus Windows und der Intel-GPU mitunter einiges an Bastelarbeit, bevor man endlich spielen kann.
Viele aktuelle Titel laufen zu instabil oder starten gar nicht erst, die Suche nach den aktuellen Treibern und Tricks in Foren kann Zeit verschlingen, die man vielleicht lieber mit dem eigentlichen Zocken verbringen möchte. Daran ist jedoch nicht der Hersteller schuld - hier ist Intel gefragt, seine GPU anständig zu unterstützen.
OneXPlayer 1S | |
---|---|
Prozessor | Intel Core i7-1195G7 mit Iris Xe (20W-28W) |
Arbeitsspeicher | 16 GByte Dualchannel LPDDR4X-4266 |
SSD | 1000 GByte PCIe 3.0×4 NVMe (bis 2400 MB/s Lesegeschwindigkeit) |
Anschlüsse | 2 x USB4 (40 GBit/s), USB 3.0, Micro-SD, Audio |
Display | 8,4 Zoll, 2560×1600 Pixel, 357 cd/m² |
Funk | WiFi 6 und Bluetooth 5.0 |
Akku | 15300 mAh, 65 W Netzteil für Schnellladen |
Preis | ca. 1250 Euro |
Benchmark 3D Mark Timespy | Score: 1819 / Graphics: 1644 / CPU: 4588 |
Benchmark 3D Mark Firestrike | Score: 5051 / Graphics: 5621 / Physics: 11830 / Combined: 1929 |
Cinebench | 3772 |
Dafür sind Hardware und Verarbeitung wirklich sehr gut. So gefallen uns die Steuerelemente ebenso wie die praktischen zusätzlichen Knöpfe, die das Spielen unter Windows gut durchdacht erleichtern. Auch die schiere Leistung der CPU-GPU-Kombination überzeugte uns - der OneXPlayer 1S ist als Werkzeug für die Medienbearbeitung eine ernstzunehmende Option.
Mit seinen geringen Maßen kann er unterwegs als Spielkonsole und vollwertiger PC genutzt werden. Dass der Sound nicht gerade überragend ist und die Lüfter schon recht kräftig pusten, finden wir verzeihlich. Denn im Zug oder Flugzeug spielen und arbeiten wir ohnehin eher mit Kopfhörern. Lediglich die Akkukapazität kann dem Spaß schnell ein Ende bereiten, denn bei voller Leistung ist nach 90 Minuten bereits Schluss. Bei niedriger Belastung ist das Gerät jedoch ein Dauerläufer und schafft beispielsweise viele Stunden Videowiedergabe.
Wenn man weiß, worauf man sich mit der stärksten Handheld-Spielkonsole einlässt, bekommt man mit dem OneXplayer 1S ein überzeugend leistungsstarkes Gerät, das so viel mehr kann als nur Zocken. Alternativ kann man natürlich auch auf die angekündigte AMD-Version warten.
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