Frisches Obst, süßer Geschmack und Vitamine: Das erwarten Kunden von Saft. Doch die Hersteller tricksen.
Dortmund – Ist Saft aus Obst so gesund, wie er scheint? Und wie viel frisches Obst steckt überhaupt in den süßen Getränken? Ein Rechercheteam hat erschreckendes über vermeintlich exotischen Saft enthüllt, wie RUHR24* berichtet.
Name | Norddeutscher Rundfunk (NDR) |
Intendant | Joachim Knuth |
Gründung | 1. April 1956 in Hamburg |
Saft-Betrug? Hersteller tricksten bei Fruchtsaftmischungen besonders oft
Zum Frühstück oder zwischendurch ein leckeres Glas Saft. Vor allem, wenn saisonal bedingt nur wenig Obst erhältlich ist, wie etwa im Winter*, können die Säfte einen zusätzlichen Vitamin-Kick liefern – scheinbar. Aber wie gesund sind die Säfte wirklich? Ein Rechercheteam des NDR hat verschiedene Fruchtsäfte unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse dürften Verbraucher überraschen.
Denn die meisten Fruchtsaftmischungen aus dem Supermarkt* enthalten nur wenige Prozent der Obstsorten, die sich darin angeblich befinden sollen. Weiter noch können viele Verpackungen und Etiketten von Fruchtsaftmischungen deshalb irreführend auf Verbraucher wirken. Hersteller würden mit Obst werben, dass tatsächlich nur in geringen Mengen in den Säften steckt, so NDR.
Hierbei wird oft der sogenannte Ein-Prozent-Trick angewandt. Hersteller zeichnen ihre Saftmischungen mit teuren, exotischen oder besonders beliebten Obstsorten aus, obwohl diese gar nicht den Großteil des Getränks ausmachen. Auch bei Smoothies wird ähnlich getrickst*.
Hersteller-Trick rechtlich erlaubt: Saft ist oft gestreckt
Als Beispiel dient ein überprüfter Saft, der als Sorte „Orange-Mango-Ananas“ vertrieben wird. Allerdings wird in kleinerer Schrift darauf hingewiesen, dass auch Banane und Apfel in dem Getränk stecken.
Ein Blick auf die Zutatenliste verrät: In der Saftmischung stecken 38 Prozent Orangensaft, nur neun Prozent Ananassaft und gerade mal ein Prozent Mangomark. Im Gegensatz dazu stehen 48 Prozent Apfelsaft und vier Prozent Bananenmark. Würde man den Saft nach den tatsächlichen Inhaltsstoffen benennen, müsste er wohl eher „Apfel-Orange-Ananas mit Mango und Banane“ heißen.
Doch die Hersteller handeln rechtens. Wie Britta Gerckens von der Verbraucherzentrale Hamburg erklärt, ist dieser Trick zwar dreist, aber rechtlich konform. Erst wenn eine genannte Frucht nicht im Saft zu schmecken ist, wäre der Marketingtrick nicht rechtmäßig.
Saft ist in Deutschland beliebt – trotz Schummelei
Genau wie im Beispiel bestehen die meisten Fruchtsaftmischungen in Deutschland laut dem NDR aus Apfelsaftkonzentrat. Äpfel sind in Deutschland in vielen Sorten* und großen Mengen verfügbar. Das macht sie deutlich günstiger als beispielsweise Beeren oder exotische Früchte wie Mango und Ananas.
Ist der Saft denn trotzdem gesund? Neben Antioxidantien und Vitaminen enthält Fruchtsaft laut NDR auch viel Zucker, teilweise genauso viel wie Cola. Auch wenn Säfte „ohne Zuckerzusatz“ beworben werden, enthalten sie immer noch Fruktose. Und die kann problematisch sein. Denn wenn viel Fruktose im Körper ist, wandelt der Dünndarm diese in Fett um, was wiederum in der Leber eingelagert wird. Über längeren Zeitraum kann das zu einer Fettleber führen.
Trotz Schummelei und potenziellem Gesundheitsrisiko bleibt Saft beliebt. Laut dem Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie e.V. (VdF) haben die Deutschen 2020 pro Kopf circa 30 Liter Fruchtsaft getrunken. Die beliebteste Sorte war demnach Orangensaft, gefolgt von Apfelsaft und Multivitaminsaft.
Gesunder Saft: So können Kunden die Trick-Falle umgehen
Aber wie können Verbraucher den Tricks aus dem Weg gehen? Wer Wert auf exotische Früchte legt, sollte schon beim Kauf auf die Zutatenliste schauen. So weiß man gleich, worauf man sich einlässt. Alternativ bieten sich Säfte von einzelnen Obstsorten oder ein Direktsaft an.
Wer lieber ganz genau wissen will, was im Saft steckt, kann ihn natürlich auch selbst pressen. Ein Entsafter oder elektronische wie Handsaftpressen bietet sich als Hilfsmittel an. So steuert man nicht nur einen Anteil zur eigenen Gesundheit, sondern auch zur Nachhaltigkeit bei, weil weniger Verpackungsmüll anfällt. *RUHR24 ist Teil des Redaktionsnetzwerks von IPPEN.MEDIA.
Rubriklistenbild: © Soeren Stache/dpa; Collage: RUHR24
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