Faltbare Smartphones fristen ein Nischendasein, Lenovo verkauft mit dem ThinkPad X1 Fold bereits ein faltbares Notebook. Wie sich die Mischung aus Tablet und PC im Alltag schlägt, klärt der Test.
Lenovo ThinkPad X1 Fold im Test
1 Bewertung
Design
8,0
Display
8,0
Eingabegeräte
4,0
Leistung
4,0
Ausstattung
6,0
Multimedia
8,0
ab 1.367,31€
Wenn der Glanz des Neuen langsam nachlässt
Das Lenovo ThinkPad X1 Fold ist ein tolles Produkt. Es macht Spaß, sich damit zu beschäftigen, es herzuzeigen. Doch wenn der Glanz des Neuen irgendwann verflogen ist und der nüchterne Alltag einkehrt, müsst ihr mit einer schmalen Tastatur, kurzen Akkulaufzeiten, schwachbrüstigem Prozessor und softwareseitigen Kompromissen leben. Lenovo selbst dürfte bewusst sein, dass dazu nur wenige Käufer bereit sind.
Das hat uns gefallen
- Auffallend anders
- OLED-Display
- Gute Verarbeitung
Das hat uns nicht gefallen
- Software-Erfahrung
- Kurze Akkulaufzeiten
- Prozessorleistung
- Wer kauft's?
- Design und Verarbeitung
- Das OLED-Display
- Tastatur und Stift
- Leistung und Akkulaufzeit
- Multimedia und Lüftergeräusch
- Das ist uns sonst noch aufgefallen
- Fazit
Als "revolutionären Formwandler" bezeichnet der chinesische Hersteller das ThinkPad X1 Fold. Und Lenovo liegt richtig damit, denn ein Notebook wie dieses hielten wir noch nicht in den Händen. Es steht ThinkPad drauf, doch das Testgerät hat kaum etwas mit einem ThinkPad X1 Nano oder gar einem ThinkPad X1 Carbon gemeinsam.
Als Erstes ziehen wir daher den Hut und erkennen den Mut des Herstellers an, ein solch ungewöhnliches Produkt auf den Markt zu bringen. Wir mögen Ungewöhnliches, Neues ... Verrücktes. Auch das Asus ZenBook Duo 14 übte mit seinem merkwürdigen Doppelbildschirm einen Reiz auf uns aus.
Wer kauft's?
Das Lenovo ThinkPad X1 Fold sehen wir in den Händen von Gadget-Liebhabern, die sich mit neuer Technik umgeben, neugierige Fragen gerne beantworten und dafür bereit sind, tief in die Tasche zu greifen. Unter 2.800 Euro ist das Foldable nur in Ausnahmefällen zu haben.
Es hat eine im Lieferumfang enthaltene, physikalische Tastatur, bietet aber kaum Anschlüsse und eignet sich damit eher nicht für mobile Büroarbeiter. Die Stärken liegen im Format, in der Ergonomie und im Konsumieren von Internet-Inhalten. Es hat ein großes, faltbares Display! Wenn dieser Satz bei euch nur Schulterzucken hervorruft, seid ihr beim X1 Fold an der falschen Adresse.
Design und Verarbeitung
Die Rückseite des Testgerätes ist wie beim HP Spectre Folio mit Leder überzogen. Im geschlossenen Zustand bedeckt dieses das Gehäuse nicht vollständig. Erst wenn wir den 13,3 Zoll großen OLED-Bildschirm auseinanderklappen, schiebt es sich vollständig über die Rückseite. Eine elegante Lösung, die gut zum Image des Erfinders der Convertibles der Yoga-Reihe passt.
Lenovo ThinkPad X1 Fold im Test
Mit einem Gewicht von 980 Gramm ist das Foldable merklich schwerer als etwa ein iPad Pro 12.9. Dennoch liegt es gut in der Hand. Die zum Lieferumfang gehörende Bluetooth-Tastatur haftet magnetisch an einer Displayhälfte und schmiegt sich beim Zusammenklappen des OLEDs genau in die dafür vorgesehene Lücke. Nehmt ihr die Tastatur mit, steigt das Gesamtgewicht auf 1.150 Gramm.
Konzeptbedingt fallen die Spaltmaße etwas gröber als von Lenovo gewohnt aus. Damit es beweglich bleibt, liegt das nicht abnehmbare Ledercover nicht ganz bündig am Gehäuse auf. Ein Teil des Covers lässt sich dafür wegklappen und ermöglich so das Aufstellen des aufgeklappten Foldables auf einer ebenen Fläche. Leider lässt sich der Neigungswinkel kaum variieren.
Das OLED-Display
Auch nach einer einwöchigen Annäherungsphase zwischen X1 Fold und testendem Redakteur hat der faltbare Bildschirm kaum etwas von seiner anfänglichen Faszination eingebüßt. Wer noch nie ein faltbares Smartphone wie das Samsung Galaxy Z Fold 2 in den Händen hielt, wird aus dem Staunen so schnell nicht wieder herauskommen. Daran ändern auch die verhältnismäßig dicken Bildschirmränder nichts.
Die Auflösung von 2.048 x 1.536 Pixeln führt zu einem scharfen Bildeindruck. Auffallender sind die kräftigen, OLED-typischen Farben und der starke Kontrast. Laut Hersteller deckt das X1 Fold-Display 95 Prozent des P3-Farbraumes ab.
Leider schafft es die Maximalhelligkeit von 300 Nits (Herstellerangabe) nicht, störende Spiegelungen bei ungünstigen Lichtverhältnissen zu überstrahlen. Dann hilft nur, sich einen anderen Arbeitsplatz zu suchen oder mit dem Displaywinkel zu experimentieren.
Bei einem Produkt wie dem Lenovo ThinkPad X1 Fold wären geringe Blickwinkel natürlich besonders störend. Hier spielt das OLED-Panel seine Stärken aus. Dennoch bemerken wir leicht verfälschte Farben und einen Helligkeitsunterschied zwischen den beiden Displayhälften. Gerade der mittlere Knickbereich leuchtet dann hell, wie der Fokus-Modus manch eines Texteditors. Der durchgeführte Eizo-Monitortest liefert keine Anzeichen für "tote" Pixel.
Tastatur und Stift
Etwas mehr als eine Verlegenheitslösung ist die im Lieferumfang enthaltene Tastatur. Sie wird per Bluetooth mit dem Foldable gekoppelt, haftet magnetisch an der unteren Bildschirmhälfte und wird automatisch geladen, wenn ihr das Fold mitsamt der Tastatur zusammenklappt. Alternativ könnt ihr die Klaviatur per Micro-USB-Anschluss mit Strom versorgen. So viel zum positiven Teil.
Die Kritik: Einen langen Hub könnt ihr von den Tasten nicht erwarten. Bauartbedingt steht zwei Händen nur wenig Platz zur Verfügung, sodass das Schreiben per Zehnfingersystem nur unter starken Verrenkungen möglich ist. Beleuchtet sind die Tasten nicht. Einen Mehrwert gegenüber der alternativ verfügbaren virtuellen Bildschirmtastatur gibt es, doch lange Texte werden mit dieser Tastatur zur Qual.
Das kleine Trackpad mit einer Diagonalen von sieben Zentimetern verrichtet seinen Dienst dank guter Gleiteigenschaften passabel. Den von anderen ThinkPads gewohnten TrackPoint gibt es nicht.
Der ebenfalls im Lieferumfang enthaltene Bedienstift unterstützt über viertausend Druckstufen, hat zwei Tasten und findet in einer Schlaufe der Tastatur bei Nichtgebrauch einen sicheren Platz. Das Schreibgefühl ist im Vergleich zu anderen Tablets mit Stift schlechter, auch, da die Spitze bei ihrem Weg über das Display über unterschiedliche Widerstände stößt. Geladen wird per USB-C, dazu lässt sich die Rückseite des Stiftes entfernen.
Leistung und Akkulaufzeit
In unserem Testgerät steckt ein Intel Core i5-L16G7 in Kombination mit recht bescheidenen acht Gigabyte LPDDR4-Speicher. Hinzu kommen 512 Gigabyte SSD-Kapazität und zwei USB-C-Ports, die DisplayPort, aber leider nicht den Thunderbolt-Standard unterstützen. Auf einen Kartenleser müssen Kunden verzichten, selbst einen Kopfhöreranschluss gibt es nicht.
Intels Hybrid-Chip nimmt es vorweg: Dieses ThinkPad eignet sich nicht für anspruchsvollste Tätigkeiten. Der Lakefield-Prozessor ist aufs Stromsparen und nicht auf Höchstleistung optimiert.
Dutzende geöffnete Tabs, das schnelle Wechseln von Anwendungen im Multitasking-Betrieb - hier müsst ihr damit rechnen, dass sich das mutige Konzept die ein oder andere Gedenksekunde genehmigt.
Doch das ThinkPad X1 Fold ist nicht für Gaming oder den Videoschnitt, sondern vornehmlich für Surf- und Office-Tätigkeiten konzipiert worden. Dafür reicht die Leistung in der Regel locker aus.
Der fest verbaute Akku mit einer Kapazität von 50 Wattstunden war im Test für Laufzeiten zwischen 5,5 und 7,5 Stunden gut. Wir haben das Gerät in dieser Kennenlernphase jedoch häufig ausgereizt und die Displayhelligkeit in Maximaleinstellung belassen.
Wer die Helligkeit des OLED-Displays verringert und weitere Strommaßnahmen trifft, erreicht auch höhere Laufzeiten von bis zu acht Stunden. Unterm Strich ist dies zu wenig - egal ob man die Werte mit Tablet-PCs, (Sub)-Notebooks oder Convertibles vergleicht.
Das ThinkPad X1 Fold verfügt über einen eingebauten Lüfter, der in der Regel deaktiviert bleibt. Wenn wir das System fordern, schaltet er sich hörbar ein. Glücklicherweise ist das Geräusch nicht von einem nervigen Pfeifton durchzogen.
Aufgrund des fehlenden Anschlusses seid ihr auf die Nutzung von Bluetooth-Kopfhörern angewiesen oder ihr verwendet die eingebauten Stereolautsprecher. Diese klingen im Vergleich zu anderen Convertibles nicht schlecht, ein Stereo-Effekt ist wahrnehmbar. Selbst bei maximaler Lautstärke übersteuern die Speaker nicht.
Das Testgerät lässt den von uns geschätzten ThinkShutter, die mechanische Vorrichtung zum Verschließen der Webcam vermissen. Dafür liefert die kleine Kamera mit einer Auflösung von fünf Megapixeln brauchbare Bilder, sofern ausreichend Umgebungslicht vorhanden ist.
Das ist uns sonst noch aufgefallen
- Im Alltag mit dem ThinkPad X1 Fold merkt man, dass das installierte Windows 10 nicht für Geräte dieser Art gemacht ist.
- Lenovo begegnet diesem Umstand mit dem sogenannten "Mode Switcher". Über diesen könnt ihr den Bildschirm virtuell teilen und auf verschiedene Art und Weise anordnen.
- Das klappt oft, aber nicht immer. Manchmal lagert die App etwa Schaltflächen genau im Display-Knick aus. Hier wird das Klicken erschwert.
- Der Touchscreen reagierte im Testzeitraum nicht immer zuverlässig auf Eingaben mit dem Finger. Oft war ein Nachfassen nötig. Öfters als gewohnt haben wir auch "daneben" geklickt.
Lenovo ThinkPad X1 Fold
1 Bewertung
Design
8,0
Display
8,0
Eingabegeräte
4,0
Leistung
4,0
Ausstattung
6,0
Multimedia
8,0
ab 1.367,31€
Lenovo ThinkPad X1 Fold: Die besten Alternativen
Sagt euch nicht zu? Ihr sucht nach passenden Alternativen? Nachfolgend findet ihr die besten Lenovo ThinkPad X1 Fold-Alternativen. Eine noch umfangreiche Liste findet ihr in unserer Notebook-Übersicht.
Lenovo ThinkPad X1 Fold: Datenblatt
Hier findet ihr die technischen Daten zu Lenovo ThinkPad X1 Fold. Größe, Gewicht und andere Eigenschaften könnt ihr so problemlos mit anderen Produkten vergleichen.
Einordnung | Foldable |
Grafikkarte | Intel UHD Graphics G7 |
Prozessor | Intel Core i5-L16G7 |
Gewicht | 1169 Gramm |
Displaygröße | 13,3 Zoll |
Arbeitsspeicher | 8 Gigabyte |
Massenspeicher | 256 Gigabyte |
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