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Acht Euro fürs Obst ist „zu wenig“ - Ludwigsburger Kreiszeitung

Kreis Ludwigsburg. Bereits vor zwei Jahrzehnten haben die Sachsenheimer Älbler eine Patenschaft für die städtischen Streuobstwiesen im Gewann „Im Roden“ übernommen. Zur Pflege der Bäume und Wiesen gehört im Spätsommer und Herbst auch das Auflesen des Fallobsts. Wie der Vaihinger Helmut Mager mitteilt, lesen die Helfer auch Äpfel von Streuobstwiesen auf, deren Besitzer dies nicht mehr können. Die eingesammelten Früchte werden an der Obstannahmestelle von Getränke Kahle abgeliefert, von wo aus es zur Weiterverarbeitung zur Kumpf Fruchtsaft GmbH in Markgröningen-Unterriexingen gebracht wird. Dort wird der momentane Preis von acht Euro pro Doppelzentner bestätigt. Mit steigender Qualität könne der Preis im Lauf der Ernte durchaus noch steigen, ist weiter zu erfahren.

„Wir wollen wenigstens zwölf Euro als eine gerechte Entlohnung bezahlt bekommen“, fordert Mager, der sich die Mühe gemacht hat, Aufwand und Ertrag für die Pflege einer Streuobstwiese gegenüberzustellen. Für das Mähen der Wiese, das Schneiden der Bäume, das Entsorgen des Schnittguts und das Auflesen des Mostobsts hat der Fachwart für Obstbau einen Stundenlohn von 3,20 Euro errechnet. „Gibt es wenig Obst, dann kommt nicht mal der Spritpreis für das benutzte Fahrzeug herein“, so Mager.

Er verweist beispielsweise auf die Streuobstinitiative Vaihingen, die den Erzeugern 20 Euro pro Doppelzentner bezahlt. Dabei ist dem Fachmann schon bewusst, dass man an dieser Stelle Äpfel nicht mit Birnen vergleichen darf. Denn: Für diesen Preis haben sich die inzwischen rund 200 Lieferanten vertraglich dazu verpflichtet, auf den Einsatz synthetischer Pestizide und Düngemittel zu verzichten, was labortechnisch untersucht wird. Das Obst darf nur von Hochstamm-Obstbäumen stammen, die im Falle der Rodung nachgepflanzt werden müssen. Außerdem werden faule und unreife Äpfel konsequent aussortiert. Der Verkauf des Streuobstschorles, welches das Nabu-Qualitätszeichen für Streuobstprodukte trägt und im Getränkehandel auch etwas teurer ist, erfolgt über die Firma Ensinger Mineral-Heilquellen GmbH. „Wenn ich eine gute Qualität mit einem Nabu-Label haben möchte, muss ich auch dafür bezahlen“, sagt Susanne Häuser-Essig, Mitglied der Vaihinger Streuobst-Initiative, im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Lieferanten kämen durchweg aus Vaihingen und der näheren Umgebung, wie Möglingen, Markgröningen, Löchgau, aber auch aus Sachsenheim. Der Schwäbische Albverein, Ortsgruppe Sachsenheim, gehört nicht dazu. „Ich habe es vor zwei Jahren versucht, doch wir sind aufgrund der vielen Lieferanten nicht aufgenommen worden“, bedauert Helmut Mager.

Ein ähnliches Konzept wie die Vaihinger Streuobst-Initiative verfolgt der Verein Arbeitsgemeinschaft Streuobstwiesen Steinheim (ASS). Auch hier verpflichten sich die Erzeuger, ihre Wiesen traditionell zu bewirtschaften, nicht mineralisch zu düngen sowie keine Insektizide und keine Herbizide zu verwenden. Im Gegenzug verpflichtet sich die ASS, die Äpfel dieser Streuobstwiesen anzunehmen und einen Aufschlag zum ortsüblichen Aufkaufpreis zu bezahlen. So erhalten die rund 60 Lieferanten, die ausschließlich aus Steinheim und Großbottwar kommen, laut Auskunft von Vereinsvorsitzendem Jens Fränznick jeweils 15 Euro pro Doppelzentner Streuobst. Aus diesem Obst entsteht der Steinheimer Apfelsaft. Der Direktsaft wird von der Firma Schütz in Mundelsheim hergestellt und abgefüllt. Laut Fränznick werden Frucht-, Blatt- und Saftproben regelmäßig von einem Lebensmittellabor auf Inhaltsstoffe und Rückstände kontrolliert. Ebenso werden faulige und unreife Früchte aussortiert.

Neben dem Preis für das Mostobst treibt Helmut Mager vom Schwäbischen Albverein auch der Zustand der städtischen Streuobstwiesen um. „Jeder vierte Hochstamm ist im Sterben begriffen“, stellt Mager fest. Dabei handele es sich um eine Folge der trockenen Sommer der vergangenen Jahre. Als er vor 30 Jahren mit dem Auflesen von Obst auf den Sachsenheimer Streuobstwiesen „Im Roden“ begann, seien dort noch 124 Bäume gestanden. Es habe sogar eine jährliche Versteigerung des Ertrages gegeben. „Jetzt sind dort noch 36 Hochstämme beheimatet – alle anderen sind abgestorben“, so Helmut Mager. Acht weitere Hochstämme seien bereits dürr, hat der Fachmann beobachtet. Gerne würde er für Nachschub sorgen und frische Hochstamm-Obstbäume einpflanzen. „Doch die Bäume müsste man mittlerweile gießen“, winkt Mager ab, „sonst kommen sie nicht durch.“

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