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Erstmals Bundesfreiwilligendienst beim Verein Bliesgau Obst - Saarbrücker Zeitung

Hier wird jede starke Hand gebraucht : Auf den Streuobstwiesen ist er eine echte Hilfe

Stefan Pötzsch aus dem südpfälzischen Oberotterbach absolviert als Erster den Bundesfreiwilligendienst beim Verein Bliesgau Obst.

„Jemand der möchte, kann sich hier verwirklichen und selbstständig mehr tun als an jeder anderen Stelle in Europa, da auch ein großes Feld für ganzjährige Arbeit vorhanden ist.“ Das sagt Axel Kammerer, Finanzvorstand des Vereins Bliesgau Obst. Gemeint ist die Stelle als Helfer im Bundesfreiwilligendienst, die vor einigen Wochen der aus der sächsischen Stadt Grimma bei Leipzig stammende und im südpfälzischen Oberotterbach wohnende Stefan Pötzsch angetreten hat.

Erstmals beschäftigt der Verein einen „Bundesfreiwilligen“. Der Verein selbst hat sich dem Natur- und Landschaftsschutz verschrieben. Und zwar durch Pflege und Erneuerung der die Region Bliesgau prägenden Streuobstwiesen, der regionalen Nutzung des Streuobstes sowie umweltpädagogischer Maßnahmen zum Lebensraum Streuobstwiese. „Wir hatten das schon lange geplant. Seit 2019 ist der Verein durch das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben als Einsatzstelle im Bundesfreiwilligendienst anerkannt. In verschiedenen Publikationen, unter anderem der Biosphären-Rundschau, hatten wir die Stelle ausgeschrieben“, teilte der Vorsitzende Wolfgang Hegmann mit. Unter zahlreichen Bewerbungen fiel die Auswahl auf den 40-jährige Stefan Pötzsch, der sich in einem beruflichen Umbruch befindet und seinem Leben eine etwas andere Richtung geben will.

Der Mann ist gelernter Informatiker, war danach gemeinsam mit Vater und Bruder selbstständiger Möbeltransporteur und -monteur. Doch dann hat er gemerkt, dass er mit dieser Tätigkeit nicht alt werden möchte. Durch den eigenen Garten mit Obst- und Gemüseanbau fand er den Zugang zur Permakultur. Darunter versteht man das bewusste Gestalten und Erhalten landwirtschaftlich produktiver Ökosysteme, die die Vielfalt, die Dauerhaftigkeit und Selbstregulierungsfähigkeit natürlicher Ökosysteme aufweisen.

Vor zwei Jahren absolvierte er den 72-stündigen Einführungskurs in die Permakultur in Freiburg (Breisgau) und begann vor einem Jahr sein Basisjahr. Auf der Webseite des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben wurde er auf die „umfangreiche und interessante“ Stellenausschreibung des Vereins Bliesgau Obst aufmerksam.

Der Bundesfreiwilligendienst dauert mindestens ein Jahr, kann aber auf 18 Monate und in Ausnahmefällen auf 24 Monate verlängert werden. In der Zeit finden verschiedene Seminare zu Themen des Naturschutzes und der Streuobstpflege statt. Sie ergänzen das Ausbildungsangebot im Bereich der Permakultur. Dabei sind selbstständig gärtnerische Projekte zu planen und den Ausbildungsverantwortlichen vorzustellen.

Aber auch der Weg zu sich selbst, zur sogenannten inneren Permakultur, ist Bestandteil der Ausbildung. Am Ende steht das „Diploma of Permaculture Design“, die Bezeichnung als Permakultur-Designer. Nach seinen ersten Wochen an seiner neuen Wirkungsstätte ist er voll des Lobes. „Es macht Spaß und passt wunderbar zum Thema Permakultur und ökologischem Landbau“. Auch dass es nicht nur um die Baumpflege, sondern auch um Natur- und Umweltschutz gehe, fasziniert ihn an der neuen Betätigung.

Erste „Einsatzstelle“ ist die sogenannte Martinsallee am Habkircher Martinshof, wo er gemeinsam mit dessen Besitzer Dominik Kurtz arbeitet. Dieser gehört zu den Auftragnehmern von Bliesgau Obst für Mäh- und Pflegearbeiten in den Streuobstwiesen. Hegmann ergänzt, dass in den Flächen um den Hof, aber auch in Erfweiler-Ehlingen, Medelsheim und Kleinblittersdorf Bäume gepflegt werden, die als Teil des von dem Kunstschäfer Rudolf Schwarz initiierten Projekts „Bliesgau Hocker“ gepflanzt wurden.

Bau und Vertrieb des Bliesgau-Hockers erfolgen durch das Christliche Jugenddorf (CJD). Und der zu dem jeweiligen Hocker gehörende Obstbaum wird durch Bliesgau Obst gepflanzt. Ein wichtiger Helfer bei der Arbeit ist das im Dezember 2019 angeschaffte Fahrzeug, ein Toyota Hilux, unterstützt aus Geldern eines Programms der Europäischen Union, des Bundes und des saarländischen Umweltministeriums. 65 000 Euro wurden ausgegeben. Davon 32 000 Euro für den Wagen und 23 000 für einen Buschholzhacker sowie einen Obst-Transportanhänger und Akku-betriebene Pflegegeräte. Zudem steht auch ein 700-Liter-Wassertank, der auf den Pickup montiert werden kann, zur Verfügung. Gerade damit werde sichergestellt, dass die Neupflanzungen ausreichend gewässert und so ihr Wachstum gesichert werden kann.

„Unser Freiwilliger“, wie Hegmann seinen neuen Mitarbeiter nennt, „hat uns in die Lage versetzt, intensive Jungbaumpflege zu tätigen, die allein mit Ehrenamtlichen nicht zu bewerkstelligen wäre“. So wurde jetzt etwa der Verbissschutz erneuert und die Bäume mit einem Anstrich zum Sonnenschutz versehen. Insgesamt verfügt der Verein über 50 Hektar zu bewirtschaftender Fläche mit zirka 5400 Obstbäumen. Vorgesehen sei, mit Infotafeln auf die Bedeutung des Streuobstbaus hinzuweisen. „So wollen wir auch das Bewusstsein dafür schärfen“, unterstreicht Hegmann, dass ohne Fördergelder Streuobst in der Biosphäre nicht zu erhalten ist. „Gepflegte Streuobstbestände sind nicht zum Nulltarif zu haben.“

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